Wien - Nicht besetzt, nur überbesetzt war das Audimax, als Armin Wolf als diesjähriger Theodor-Herzl-Dozent Mediennutzung referierte: ein Datenplädoyer für den Zugang des ORF zu Facebook und Co. Lässt der Gesetzgeber da nicht (wie erwartet) locker, würden "möglichst viele" ORF-Mitarbeiter den öffentlichen Funk quasi privat in die sozialen Medien tragen.

Im Publikumsrat wünschte sich ORF-General Alexander Wrabetz wieder die Lockerung des Verbots. Er hofft auf eine "kleine Gesetzesnovelle", die Facebookzugang und Promotion für ORF 3 in den Hauptprogrammen erlaubt. Eine kleine Novelle, weil er nicht auf die große mit einer zähen Reform der ORF-Gremien warten will.

Den bürgerlichen Publikumsrat Andreas Kratschmar wundern die Prioritäten: "Okay, dass alle über Facebook reden. Aber dringendste Herausforderung des ORF sind seine Hausaufgaben im Fernsehprogramm." Das schließt Kratschmar aus der jüngsten Umfrage des Publikumsrats: "Spontan abgefragt ist das ORF-Fernsehen mit 37 Prozent viermal so wichtig wie Internet mit zehn Prozent." Mit einer Durchschnittsnote von 2,4 liege das ORF-TV aber in der Beurteilung an vorletzter Stelle - vor Tweets von ORF-Stars und hinter der Nachlese.

Ins ORF-Fernsehen wünschen sich die Räte wieder einmal ein Medienmagazin. Und wenn TV-Direktorin Kathrin Zechner schon den " gesamten Vorabend hinterfragt und neu gestaltet" (Rätin Daniela Zimmer), mögen jedenfalls die Konsumenten-Inhalte von Konkret mit fixer Sendezeit erhalten bleiben, verlangen sie. (fid, DER STANDARD, 9.5.2012)