Seit Dienstag ist Federico Pizzarotti Italiens begehrtester Mann. Rund um die Uhr bedrängen Journalisten den bisher unbekannten 39-Jährigen: Er könnte in zwei Wochen zum Bürgermeister von Parma aufsteigen. Mit 20 Prozent schaffte der Polit-Neuling den Einzug in die Stichwahl. Der Freeclimber gehört zur Fünf-Sterne-Bewegung des Komikers Beppe Grillo - dem Schreckgespenst der etablierten Parteien.

Seinen Wahlkampf hat der Informatiker fast ohne Budget bestritten. Wie er Parma zur Ökostadt umgestalten will, erklärt er im Internet. Dort finden sich auch die Curricula der Kandidaten und die Spendenauflistung. Öffentliche Gelder lehnt seine Partei ab. Die ihr zustehende Million Euro hat sie nie kassiert - im Gegensatz zu den Traditionsparteien.

Schmerzhafte Lektion

Die Geduld der Bürger scheint am Ende: Am Wochenende nutzten sie die Kommunalwahlen zur Abrechnung: Silvio Berlusconis PDL wurde vom Sockel gestoßen, sie stürzte in Verona, Genua und Palermo tief in den einstelligen Prozentbereich. Eine schmerzhafte Lektion bekam auch Umberto Bossi (Lega Nord) verpasst.

Premier Mario Monti erfüllt der Erdrutsch mit großer Sorge. PDL-Chef Angelino Alfano sieht in der Unterstützung der Technokraten-Regierung die Hauptursache für die Niederlage und besteht auf mehr Mitsprache. Auch die Linke, die die Wahl unbeschadet überstand, will mehr Einfluss. Allein Beppe Grillo reibt sich die Hände: "Jetzt kommt das Parlament an die Reihe." (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 9.5.2012)