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Straßensperre vor dem Verteidigungsministerium in Kairo

Foto: Reuters/Amr Abdallah Dalsh

Nicht zuletzt der Superwahlsonntag hat Ägypten derzeit völlig aus den Medien verdrängt. Dabei könnte man vor dem Beginn der Präsidentenwahlen am 23. Mai täglich Seiten füllen: Gestern etwa stellte die Wahlkommission ihre Arbeit ein, weil sie sich vom Parlament beleidigt fühlte.

Über diesem Parlament schwebt noch immer ein Verfahren, die Rechtskonformität seines Zustandekommens betreffend. Auch die Verfassungsversammlung, die dieses Parlament gebildet hat, wurde (aus anderen Gründen) suspendiert. Der neue Präsident wird also ohne neue Verfassung gewählt, und der Militärrat will schon vor der zu erwartenden Stichwahl seine Macht abgeben: demnach an einen noch nicht gewählten Präsidenten, dessen Befugnisse ungeklärt sind.

"Chaos" ist eine glatte Untertreibung. Das islamistisch dominierte Parlament nimmt sich in dieser Situation indes immer wieder Zeit für kollektive islamische Beschäftigungstherapie. Am Montag schleppte ein Abgeordneter ein in China angefertigtes "antiislamisches" Spielzeuggewehr in die Debatte: Wenn man abdrücke, erklärte er, höre man " Erschieß Frau Aischa!" (Frau des Propheten Mohammed). Das Ding sorgte auch schon in Saudi-Arabien für Aufregung. Dort hat sich inzwischen jedoch die Erkenntnis durchgesetzt, dass es auf Englisch etwas wie " Rette die Geiseln" von sich gibt. Aber man hört eben, was man hören will. Wir hören "Rettet Ägypten". (DER STANDARD, 9.5.2012)