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Thomas Szekeres - hier bei einer Betriebsversammlung im Wiener AKH - hat nun drei Vizepräsidenten. Eine Vizepräsidentin aus diesem Trio gab ihm bei der Präsidentenabstimmung eine entscheidende Stimme.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Es ist, so wird in der Wiener Ärztekammer geunkt, eine besonders "teure" Stimme: Eva Raunig, Mandatarin des Hausärzteverbandes, verschaffte dem neuen, SP-nahen Präsidenten Thomas Szekeres mit ihrem Votum die nötige Mehrheit in der Kurie der niedergelassenen Ärzte - gegen ihre eigene Fraktion, die sich eigentlich auf die Seite der VP-nahen Vereinigung und ihres Spitzenkandidaten Johannes Steinhart schlagen wollte.

Dass Raunig nun Vizepräsidentin der Kammer wird (wofür übrigens eine Statutenänderung notwendig war, die Szekeres gleich zu Beginn der Marathonsitzung am Montagnachmittag beantragte), habe damit rein gar nichts zu tun, betonte sie am Dienstag im Gespräch mit dem STANDARD: "Ich hätte auch für Thomas Szekeres gestimmt, wenn ich nicht Vizepräsidentin geworden wäre." Es sei schließlich Zeit gewesen, "aus dem Gefängnis der Vereinigung auszubrechen". Dass es nun drei Vizepräsidenten gibt, ist für die Wiener Ärztekammer jedenfalls ein Novum; bisher waren dies jeweils der Obmann der Kurie der niedergelassenen sowie der angestellten Ärzte.

Raunig wollte schon einmal politisch mitmischen, als sie bei der Parteigründung der "Weißen" dabei war. Aus einer Kandidatur bei der Nationalratswahl 2008 wurde dann allerdings nichts. Nun will die Allgemeinmedizinerin mit Ordination im neunten Bezirk darauf schauen, dass die Kammer "demokratischer" wird; die verschiedenen Lager in der äußerst heterogenen Kammer hätten sich in den letzten Jahren viel zu sehr auseinanderdividieren lassen. Ein wichtiges Thema sei für sie auch die stärkere Berücksichtigung von Frauen, schließlich sei der derzeitige Berufsalltag von Ärzten ausschließlich auf Männer zugeschnitten.

"Kein Weltuntergang"

Während im Lager der VP-nahen Ärzte am Dienstag naturgemäß Enttäuschung herrschte, gab sich der scheidende Ärztekammer-Präsident Walter Dorner - der wie Steinhart zur Vereinigung zählt - gelassen. Ein roter Kammerpräsident sei "kein Weltuntergang", das Abstimmungsergebnis "eine demokratische Entscheidung, die zu akzeptieren ist". Die Wogen müssten sich glätten, damit die Kammer nach außen hin geschlossen auftreten könne, befand er: "Da müssen persönliche Dinge in den Hintergrund treten."

Auf Bundesebene wünscht sich Dorner, der sowohl Wiener als auch österreichischer Ärztekammerpräsident war, seinen bisherigen Stellvertreter aus Tirol, Artur Wechselberger, als Nachfolger. Dem wurden zuletzt nicht allzu große Chancen eingeräumt. Noch gibt es einige Gelegenheit, zwischen den Landes-Kammerpräsidenten Allianzen zu schmieden; die Wahl findet am 22. Juni in Bregenz statt.  (Andrea Heigl, DER STANDARD, 9.5.2012)