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Kaum zu glauben, wieviel Wasser in ein einfaches Glas Milch "passt" ...

Foto: AP/Philipp Guelland/dapd

Berlin - "Bis ein Liter Milch im Kühlschrank steht, sind mindestens 100 Liter Wasser geflossen." So lautet das Ergebnis einer aktuellen Berechnung aus dem Themenkomplex "ökologische Fußabdrücke".  Dabei gilt der "Water Footprint" angesichts zunehmender Wasserknappheit nach dem "Carbon Footprint" als das nächste große Umweltthema.

Vanessa Bach, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet "Sustainable Engineering" der TU Berlin, hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Markus Berger am Institut für Technischen Umweltschutz der TU Berlin den Wasserverbrauch für einen Liter Milch genauer untersucht. In ihrem Modell haben die beiden das Wasser kalkuliert, das für Futter, Putzen des Stalles, das Tränken der Tiere und die Milchproduktion verbraucht wird. 

Der Hauptfaktor

Den Mammutanteil des Wassers verschlingt die Beregnung der Futtermittel für die Kuh. Deshalb mache es einen großen Unterschied, ob das Tier auf der Weide grasen darf oder im Stall gehalten wird, berichten die Forscher. Denn im Stall kommt in den Futtertrog Soja, das viel mehr Wasser verbraucht. "Es können leicht 400 Liter Wasser pro Liter Milch zusammenkommen, wenn der Bauer sein Vieh im Stall mit Mais, Luzernen, Sojabohnen und anderen Futtermitteln versorgt, die zum Großteil aus Nord- und Südamerika importiert werden", so Bach.

Häufig bringen Kritiker von "Water Footprints" an, dass der Wasserkreislauf geschlossen und das für Futtermittel verbrauchte Wasser deshalb nie verloren sei. Das stimme zwar in Bezug auf den globalen Kreislauf, dennoch komme es immer wieder zu lokalen Knappheiten, so Berger: "Es ist wie mit dem Geld: Auch wenn immer die gleiche Menge im Umlauf ist, dann bringt es mir nichts, wenn ein anderer das Geld hat." "Es macht durchaus einen Unterschied, ob das Wasser in Deutschland, Spanien oder der Sahel-Zone verbraucht wird." Die Flüssigkeit, die in den Anbau des Futters fließt und als "virtuelles Wasser" exportiert wird, fehlt dann vor Ort.

Almkühe kommen am besten weg

Da die pure Angabe des Wasserverbrauches in Volumen wenig aussagekräftig ist, entwickelt Berger in seiner Doktorarbeit Gewichtungsfaktoren, die den Verbrauch in unterschiedlichen Regionen der Welt vergleichbar machen. Dabei werden Parameter wie lokale Wasserknappheit und Sensitivität von Ökosystemen berücksichtigt, aber auch wie reich ein Land ist: "Wassermangel kann in reicheren Ländern mit Technologien wie Entsalzungsanlagen kompensiert werden. Die ärmeren Staaten können das nicht", sagt Berger. Rechnet er diese Faktoren ein, kommt die Milch von Hochleistungskühen gar nicht gut weg: Für einen Liter ihrer Milch braucht man 16 Mal mehr Wasser als für Weideviehmilch und 50 Mal mehr als für die Milch von Almvieh. (red, derStandard.at, 12.5.2012)