Bei dieser Kreuzung in Salzburg sollte ein Kreisverkehr entstehen. Die Baufirmen verlangten das Doppelte des Schätzpreises. Jetzt werden die Projekte versteigert.

Foto: Stadt Salzburg

Salzburg - Die Idee klingt bestechend: Bei großen, standardisierten Tiefbauvorhaben, wie etwa Straßenasphaltierungsarbeiten, wird nach Ende der Ausschreibung den Firmen Gelegenheit gegeben, mittels elektronischer Auktion nachzubessern, also den Auftrag über Preisnachlässe im Voraus quasi zu ersteigern. So hat es Salzburgs Baustadträtin Claudia Schmidt (ÖVP) vor wenigen Tagen angekündigt. Sie habe es satt, von der Bauwirtschaft diktierte Fantasiepreise zu bezahlen. "Es reicht", polterte sie.

Durch die Kürze der Auktionsfenster - jeweils drei Minuten - würden Preisabsprachen zwischen den Firmen verhindert. Das Einsparungspotenzial betrage bis zu 30 Prozent, hieß es bei der Präsentation der Internetauktion Ende vergangener Woche.

Im Detail schaut die Sache dann aber etwas anders aus. So hat der Bauausschuss der Stadt Salzburg vergangenen Dienstag die Infrastruktur- und Straßenbauten rund um das neue Sportzentrum im Stadtteil Nonntal vergeben. Eine Arbeitsgemeinschaft aus Teerag-Asdag und der Alpine bot 644.000, die Strabag 680.000 Euro.

Bauriesen wollten sich nicht gegenseitig unterbieten

Die beiden Großfirmen waren die einzigen zwei Anbieter, und bei der nachfolgenden elektronischen Auktion haben sie einfach nicht mehr mitgemacht. Fazit laut Amtsbericht: "In der anschließenden elektronischen Auktion kam es zu keiner Nachlassgewährung bei den Angeboten." Im Klartext: Die Sache war ein Flop, die beiden Bauriesen wollten sich nicht gegenseitig hinunterlizitieren.

Im Büro von Schmidt will man trotzdem nicht von einem Flop sprechen. Die Anbote wären von vornherein nicht wesentlich über dem Schätzpreis der Fachbeamten gelegen.

Bei einer anderen Auktion sei es immerhin gelungen, einen sechsstelligen Eurobetrag einzusparen, verteidigt ein Sprecher Schmidts die Internetversteigerungen. Genaue Zahlen zur Straßendeckensanierung im Wert von rund 1,3 Millionen Euro will man aber nicht nennen. Die Vergabe des Auftrages an einen Konkurrenten aus Tirol wurde von einer Salzburger Firma beeinsprucht. Das Verfahren läuft.

Kritik am städtischen Baustellen-Ebay kommt vom Land. Der Billigstbieter sei nicht immer der Bestbieter, warnt Wohnbaulandesrat Walter Blachfellner (SPÖ). Er verweist auf den Umweltschutz: Ersteigern Firmen aus anderen Ländern Aufträge, würden wesentlich mehr Lkw-Fahrten über größere Distanzen anfallen.

Eine Darstellung, die die Experten im Büro der schwarzen Baustadträtin nicht gelten lassen. Asphalt müsse bei 180 Grad Celsius eingebracht werden, weitere Wege von der Asphaltmischanlage zur Baustelle als 70 Kilometer wären dadurch nicht drinnen.

Lohn unter dem KV

Othmar Danninger, Vorsitzender der Salzburger Bau-Holz-Gewerkschaft, hat mit den Auktionen auch keine Freude. "Der Preiskampf spielt sich nur über die Arbeitskosten ab. Wo sollen die Firmen sonst billiger sein?", lautet seine rhetorische Frage im Standard-Gespräch.

"Die Billigen sind meistens nicht ehrlich", sagt Dannninger. Solche Firmen würden Arbeiter aus dem Ausland oft weit unter dem Kollektivvertrag entlohnen. (Thomas Neuhold, STANDARD, 10.5.2012)