Foto: Gerhard Wasserbauer

Mit einfachsten Mitteln eine attraktive Location gebastelt: Die "Betonküche" gastiert den Mai über in einer ehemaligen Tapeziererwerkstatt.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Jonathan Lutter ist angehender Architekt (das Mochi etwa stammt vom Büro Kohlmayr Lutter Knapp) und will nicht mit ansehen, wie tausende geschlossene Gassenlokale in Wien ungestört Trübsinn verbreiten dürfen. Deshalb gründete er erst die Initiative Urbanauts, die leere Geschäfte zu Ein-Zimmer-Hotels der richtig begehrenswerten Art umrüstet, und machte sich dann mit Freunden daran, ein Konzept für Pop-up-Restaurants zu entwickeln: "Wir wollen die Stadt beleben und zeigen, mit wie wenig Aufwand sich ein leeres Lokal so gestalten lässt, dass man da gerne ist - und isst", sagt Lutter.

Aktuell ist das ein Tapezierer-Geschäft in Wien-Neubau, wo zwei lange aus Beton gegossene Tafeln aufgestellt wurden und vergangene Woche der Vorarlberger Ausnahmekoch Jodok Dietrich vom "Innauer" in Dornbirn zeigte, was für herrlich ausgeklügeltes Essen sich auch in einer Rudimentärküche basteln lässt - wenn man sich nur von äußeren Gegebenheiten nicht unnötig einschüchtern lässt. Die Vorspeise aus Spargel, gequetschten Tomaten, einer Emulsion aus schwarzem Knoblauch und Belper-Knolle (der legendäre Jumi-Käse, Anm.) mit gepufftem Reis führte schon einmal zu mehrstimmigem Lustseufzen im Tapeziergeschäft, der geschmorte Kalbstafelspitz mit roh marinierten Champignons und Speckpulver war auch mehr als nur gut.

Bühne für kreative Geister

Zum Kernteam gehören noch Javier Mancilla, der sonst den Morrison Club und die Fox Kitchen schupft, und Martin Fetz, der in Vorarlberg das wunderbare Projekt "Feldküche" (Kochen am Feld) betreibt. Termine und Orte werden via Facebook und Newsletter kommuniziert. Wichtig ist der Gruppe, dass das Essen exquisit, aber ja nicht zu teuer ausfällt: "Unseren Freunden soll es nicht wehtun, zu uns feiern zu kommen." Dementsprechend ist das viergängige Menü stets irgendwo zwischen 30 und maximal 38 Euro angesiedelt.

Derzeit kommen die Köche noch mehrheitlich aus dem Bekanntenkreis - und damit aus Wien. An sich aber sehen sich die Betreiber durchaus als Bühne für kreative Geister aus den Bundesländern, die einmal in Wien zeigen wollen, wie ihnen Kochen Spaß macht.

So haben etwa die Söhne einer bekannten alpinen Großköchin angefragt. Kommendes Wochenende wird Edi Dimant vom Mochi zeigen, was er abseits der kalifornisch-japanischen Küche so draufhat, am Wochenende darauf gibt dann der fabelhafte Nikolaj Kölbl von der Weinschenke Gas. Interessierte dürfen sich melden! Das macht nämlich alles große Lust, gleich nächstes Wochenende wieder dabei zu sein. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 11.5.2012)