Wien - Die Psyche macht nicht Krebs und psychologische Betreuung kann eine bösartige Erkrankung auch nicht heilen. Eine "Seele", die jedoch unter der Belastung einer physischen Erkrankung einigermaßen im Gleichgewicht bleibt, führt zu mehr Lebensqualität des Betroffenen, hieß es Dienstagabend bei einem Hintergrundgespräch zum Thema "Psychoonkologie" in Wien.

Erste Hinweise, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale die Entstehung von Tumorerkrankungen fördern würden, haben sich laut dem Klinischen Psychologen Georg Fraberger, von der Universitätsklinik für Orthopädie der Medizinischen Universität in Wien nie bestätigen lassen. Die Existenz einer Krebspersönlichkeit ist demnach ein Mythos. Psychologische Interventionen beziehungsweise Anpassungen "besiegen" auch nie den Krebs. Der Experte: "Man kann sich rotes Haar herbeiwünschen. Man kann es aber durch den Wunsch nicht wachsen lassen."

Motivation zur Mitarbeit

Doch Einstellungen, emotionales Gleichgewicht und psychologische Hilfe beim Bewältigen solcher Krisen können einfach die Lebensqualität erhöhen und auch belastende Therapien besser ertragbar - somit wirksamer - machen. Die Ursache des psychologischen Übels bei Krebs, so Fraberger: "Der Mensch handelt immer zukunftsorientiert. Eine Tumorerkrankung, die mit Leid, Angst, Kontrollverlust und einem schmerzhaften Tod in Verbindung gebracht wird, kann jegliche Motivation zur aktiven Mitarbeit bei der Tumorbehandlung verringern."

Das Ziel muss es sein, die Betroffenen möglichst unbeschadet über die einzelnen Phasen der psychischen Bewältigung der Tumorerkrankung hinüber zu bringen: vom ersten Schock über die Abwehr beziehungsweise die Verdrängung hin zur Verarbeitung. Schließlich soll der Patient dazu in die Lage versetzt werden, die Krankheit zu akzeptieren und das Leben fortführen zu können, ohne ständig durch Gedanken an den Krebs gestört zu sein, so Fraberger. (APA, 10.5.2012)