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Ewald Nowotny: Die Sorgen kehren zurück.

Foto: APA/Neubauer

Wien - Die Euro-Schuldenkrise und besonders die neuen Sorgen um Griechenland dominierten am Donnerstag die 40. Volkswirtschaftliche Tagung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in Wien. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny sprach von nervösen Märkten und warnte vor neuen Vertrauenskrisen. Wenn Rettungspaketen oder zwischenstaatlichen Transfers die öffentliche Unterstützung versagt bleibe, könnte dies zu einer neuen Vertrauenskrise führen.

Die Schuldenkrise läute eine neue Ära in der europäischen Wirtschafts- und Finanzarchitektur ein, so Nowotny weiter. Die aus der Krise resultierenden gegenwärtigen Probleme seien schwierig zu lösen. Europa könne allerdings gestärkt daraus hervorgehen, wirtschaftlich wie politisch.

Jetzt sei schon klar, dass die Antworten der europäischen Wirtschaftspolitik auf die Krise die europäische Integration wesentliche vorangetrieben hätten. "Die Krise könnte genutzt werden, um die einzelnen, nationalen Interessen zu überwinden und eine tiefere Integration der EU zu erreichen", betonte Nowotny.

Ziel sollte sein, dass Konsolidierungen immer im Zusammenhang mit ihren Wachstumsauswirkungen betrachtet werden. Zeitlich gesehen würden sich diese Konsolidierungen kurzfristig aber wachstumsdämpfend, langfristig aber wachstumserhöhend auswirken, betonte Nowotny. Diese zeitlichen Verzögerungen führten zur Notwendigkeit von "externen Politikinterventionen".

Glaubwürdigkeitsproblem

Nowotny bedauerte, dass die jüngsten Entwicklungen auf den Anleihemärkten zeigten, dass die Haushaltsprobleme im Euroraum noch nicht als vollständig gelöst betrachtet werden könnten. Mehrere Staaten des Euroraumes seien derzeit mit einem Glaubwürdigkeitsproblem konfrontiert, das zu hohen Risikoprämien führe. Sehr hohe Verschuldungsniveaus hätten signifikante Konsolidierungsprogramme notwendig gemacht. Die daraus resultierende soziale und politische Instabilität und das abgeschwächte Wirtschaftswachstum führten ihrerseits zur Verunsicherung der internationalen Kreditgeber.

Die Staaten des Euroraums müssten sich heuer vom 2. bis 4. Quartal mit 912 Mrd. Euro refinanzieren, nächstes Jahr seien es rund 880 Mrd. Euro. In normalen Zeiten könnten die Märkte solche Beträge stemmen. In "nervösen Zeiten" wie jetzt hänge sehr viel an der Kreditfähigkeit der Schuldner.

Zugleich betonte Nowotny, dass auf die Ausgestaltung der Finanzmarktregulierung in Zukunft verstärktes Augenmerk gelegt werden müsse, da Bankenkrisen die Realwirtschaft schwer und über längere Zeiträume beeinträchtigten.  (APA, 10.5.2012)