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Tomislav Nikolic und Aleksandar Vucic präsentieren verdächtige Stimmzettel.

Foto: AP/Drobnjakovic

Belgrad - Der Chef der Serbischen Fortschrittlichen Partei (SNS), Tomislav Nikolic, hat am Donnerstagnachmittag seine Vorwürfe gegen die Demokratische Partei von Boris Tadic, welche er Stunden zuvor des Wahlbetrug beschuldigt hatte, ergänzt. Zu einer Pressekonferenz vor dem Belgrader Parlament erschien Nikolic mit einem Sack, in welchem sich 3.000 ausgefüllte Wahlzettel befanden. Diese wurden angeblich in einem Müllcontainer entdeckt und würden von einem einzigen Wahllokal stammen. Der Betrug, durch den die echten Wahlzettel angeblich durch vorgefüllte ersetzt wurden, sei in allen Wahllokalen landesweit vorgekommen, erläuterte Nikolic, ohne zu sagen, woher die Information stammt.

Die Stimmen auf den 3.000 weggeworfenen Wahlzetteln sollten Nikolic zufolge bis auf 70 den Oppositionsparteien zukommen. Der Politiker enthüllte auch den angeblichen Weg, auf welchen die Wahlzettel ins Land eingeschleust wurden. Sie seien in Polen gedruckt worden, um über Ungarn nach Serbien transportiert zu werden. Danach seien sie an die Mitglieder der Wahlkommissionen aus dem Regierungsbündnis in allen Wahllokalen verteilt worden, die den Austausch von Wahlzetteln vorgenommen hätten. Der Politiker, dessen Partei sich am Sonntag als stärkste Parlamentskraft 73 Mandate im 250-Sitze-Parlament sicherte, erläuterte nicht, warum der Verdacht auf Wahlbetrug nicht schon am Wahltag aufgekommen war. Demokratenchef Tadic wies die Vorwürfe Nikolics unterdessen als Unterstellungen zurück.

Vom Vertreter des nichtstaatlichen Zentrums für Freie Wahlen und Demokratie (CESID) Marko Blagojevic wurden die Betrugsvorwürfe als "ungewöhnlich" bezeichnet. Das CESID hatte den Wahlverlauf mit rund 1.000 Beobachtern verfolgt. Die staatliche Wahlkommission soll bis 20.00 Uhr die offiziellen Endergebnisse der Wahlen kundmachen. In Belgrader Beobachterkreisen wurden die Betrugsvorwürfe von Nikolic auch auf einen Versuch des Politikers zurückgeführt, seine Position vor der Stichwahl für das Präsidentenamt gegen Boris Tadic zu verbessern. (APA, 10.05.2012)