Wien  - "Gegen Klimt" ist man bis 29. Oktober im Österreichischen Theatermuseum. "Ich gebe zu, dass uns bei der Wahl dieses Ausstellungstitels der Schalk ein wenig im Nacken gesessen ist", sagte Direktor Thomas Trabitsch bei der  Presseführung, "aber diese Gelegenheit konnten wir uns im Klimt-Jahr nicht entgehen lassen."

"Gegen Klimt" hieß eine Schrift, die sich im Zuge der Auseinandersetzungen um Klimts Fakultätsbilder für den Künstler in die verbale Schlacht warf. Das Vorwort dazu schrieb der Autor Hermann Bahr, dessen Nachlass man im Theatermuseum verwaltet. Wertvollstes Stück ist das 1899 entstandene und im Jahr darauf von Bahr erworbene Klimt-Gemälde "Nuda Veritas" (1899).

Aus Anlass des 150. Geburtstags von   Klimt  hat man zum ersten Mal das berühmte Gemälde zum Zentrum einer eigenen Ausstellung gemacht. Dabei werden die Umstände des Ankaufs des Bildes (die dafür bezahlten 4.000 Kronen entsprächen in etwa einem Gegenwart von 23.000 Euro, wagt man im Museum eine Vergleichsrechnung) ebenso mit Dokumenten und Objekten beleuchtet wie seine Hängungen in Bahrs Wiener und Salzburger Domizilen. Vor allem aber wird der "ungeheure propagandistische Wert" des entschiedenen Eintretens von Hermann Bahr für Klimt und die Secessionisten gewürdigt, der "kaum zu überschätzen" sei, erklärte Kurator Kurt Ifkovits.

Nachzeichnung identifiziert

31 vergrößerte Seiten der "Gegen Klimt"-Streitschrift finden sich an einer Ausstellungswand affichiert. Mit einer Auswahl ihrer Stilblüten und sprachlichen Missgriffe wollte man den Klimt-Gegner den Spiegel vorhalten - ganz so, wie es die "nackte Wahrheit" des Gemäldes macht. Bei den Recherchen habe man herausgefunden, dass die Publikation nicht von Hermann Bahr oder Kolo Moser, sondern vom Mäzen der Wiener Werkstätte, Fritz Waerndorfer, und dem Theaterdirektor Max Burckhard zusammengestellt wurde.

Eine weitere, bei den Vorbereitungen der Ausstellung gewonnene Forschungserkenntnis ist weniger erfreulich für das Theatermuseum: Eine Klimt-Zeichnung stellte sich als Nachzeichnung heraus. "So geht es einem manchmal, wenn man es ganz genau wissen will", bedauerte Co-Kurator Andreas Kugler. Mit der "Nuda Veritas", einer Zeichnung von Maria "Mizzi" Zimmermann und der kleinformatigen und bereits ziemlich ausgebleichten rothaarigen "Hexe" besitzt das Museum immerhin noch drei Klimt-Originale. Gar nicht schlecht für ein Museum, das eigentlich dem Theater und nicht der bildenden Kunst gewidmet ist.

"Gegen Klimt" waren übrigens nicht nur Ignoranten und sprachliche Minderleister. "Die Snobs warten den Herbst ab, um pünktlich in einen neuen, von Herrn Bahr bereits angesagten Klimt-Taumel zu verfallen", heißt es in einem Zitat, das einen zu Beginn der Ausstellung empfängt. Es stammt von Karl Kraus.  (APA, 10.5.2012)