Manchmal kommt es tatsächlich auf die Größe an: Forscher aus Berlin und Göttingen haben bei einer Reihe von Experimenten nachgewiesen, dass die emotionale Wirkung einer Botschaft umso stärker wirkt, je größer die Schrift ist, in der sie verfasst wurde. Bei neutralen Worten kommt dieser Effekt dagegen nicht zum Tragen.

Im Vergleich zu neutralen Wörtern wie beispielsweise Löffel, lösen positive und negative emotionale Wörter - beispielsweise Mutter oder Mörder - spezifische Hirnaktivierungen im Elektroenzephalogramm (EEG) aus. Die aktuelle Studie des Forscherteams um Mareike Bayer, Werner Sommer und Annekathrin Schacht von der sowie der Georg-August-Universität Göttingen zeigt, dass sich die Emotionseffekte im EEG deutlich verstärken, wenn die Wörter in großer Schrift präsentiert werden.

Potenzierung der Aufmerksamkeit

Die Forscher zeichneten die Hirnströme von 25 Probanden auf, während sie deutsche Nomen mit positiver, neutraler oder negativer emotionaler Bedeutung lasen. Wurden diese Wörter in großer Schrift gezeigt, begannen die Emotionseffekte früher und hielten länger an als bei normal geschriebenen Wörtern. Die früheren und länger anhaltenden emotionalen Effekte groß geschriebener Wörter lassen sich als Potenzierung der Aufmerksamkeit erklären, welche diese Wörter auf sich ziehen.

"Diese verstärkte Aufmerksamkeit könnte die Ursache dafür sein, warum emotionale Botschaften in Schlagzeilen der Boulevardpresse und in der Werbung so wirksam sind", sagt Bayer, die die Studie als Doktorandin an der Humboldt-Universität unter gemeinsamer Betreuung von Annekathrin Schacht (Göttingen) und Werner Sommer (HU Berlin) durchgeführt hat. (red, derstandard.at, 10.5.2012)