Belgrad - Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will die Beweise in einem Fall von Menschenhandel überprüfen, in den hochrangige Beamte der montenegrinischen Behörden verwickelt sein sollen. Die OSZE werde den Fall vermutlich neu aufrollen, sagte ein Sprecher am Donnerstag in Belgrad. Die OSZE und die USA hatten Montenegro bereits Anfang des Monats kritisiert, nachdem die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen einen Mädchenhändlerring unter Verweis auf mangelnde Beweise eingestellt hatte, obwohl es eine Zeugin gegen den Ring gab.

Die montenegrinische Vertretung bei der OSZE habe dem ständigen Rat der Organisation ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit einer OSZE-Mission in dem Fall erklärt, sagte der Sprecher. Gespräche über die "Modalitäten" der Überprüfung seien im Gange.

In dem Fall hatte eine junge Frau aus Moldawien ausgesagt, in Montenegro gegen ihren Willen in einem Bordell als Sex-Sklavin gehalten worden zu sein. Die Moldawierin hatte eine Reihe hochrangiger montenegrinischer Beamter als ihre Freier identifiziert, darunter den Vize-Staatsanwalt. Alle sieben Festgenommenen wiesen die Anschuldigungen zurück. Vertreter der montenegrinischen Regierung versuchten, die Frau als geistesgestört hinzustellen und beschuldigten sie, hinter ihren Aussagen stehe eine politische Verschwörung. Während der mehrtägigen Vernehmungen durch Anwälte der Beschuldigten hat die junge Frau versucht, sich das Leben zu nehmen. Inzwischen ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt.

Auch die EU hatte wegen des Skandals Zweifel am montenegrinischen Justizsystem angemeldet. Am Samstag wollten die EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrem Treffen in Thessaloniki über die Beitrittsperspektiven der westlichen Balkanstaaten wie Serbien-Montenegro reden. (APA/AFP)