Auf dem Wiener Heldenplatz findet von Freitag bis Sonntag die Greenexpo12 statt. Die "große grüne Zukunftswelt" zeigt unter anderem, was Herr und Frau Österreicher künftig an Nachhaltigem fahren und tragen. Elektroautos und -motorräder, Biokosmetik, Ökomode und natürlich biologische Lebensmittel werden präsentiert. Der Eintritt ist frei.

Den größten Raum nehmen eindeutig die Autos von morgen und übermorgen ein. Probefahren ist möglich, vom Renault Twizy über den Nissan Leaf bis hin zu den E-Motorrädern von Brammo stehen sie fahrfreudigen Besuchern zur Verfügung. Absolutes Highlight ist aber der Mercedes F125 von Daimler. Das Auto, das 20 Jahre Zukunft vorwegnimmt, versorgt seine Elektromotoren nicht nur mit einer brandneuen Brennstoffzelle, sondern erlaubt auch das Fahren ohne Zutun des Fahrers und die berührungslose Steuerung des Bordmonitors.

Foto: derStandard.at/Sussitz

Letztes Jahr hat die Messe schon 55.000 Besucher angelockt. Freitagfrüh noch im Aufbau begriffen, flitzte schon der erste Besucher per rotem Elektro-Motorrad vorbei. Bis auf Abrollgeräusche und ein leichtes Rasseln hört man nichts.

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Doch dann geht es schon zum Highlight der Messe. Der Mercedes F125, erstmals präsentiert im Herbst letztes Jahres, reißt seine Flügeltüren weit auf. Zu finden ist er in der "Mobilitätswelt" des Autofahrerclubs ÖAMTC. "Wir wollen uns vom Autofahrer- zum Mobilitätsclub entwickeln", sagte Generalsekretär Oliver Schmerold, der dem F125 am Heldenplatz zu seiner Österreich-Premiere verhilft.

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Der Fahrerraum weist Optik und Form einer Muschel auf. Sandfarbenes, gemasertes Holz und Alcantara, damit will man wohl Leichtigkeit vermitteln.

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Die raulederartige Hinterbank ist in Neigung und Fußlänge verstellbar. Dass all das helle Gewebe zur Verschmutzung einlädt, ist jedem Raulederschuhträger bekannt.

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Dem Kollegen von "News" gefällt es so gut, dass er sich gleich fotografieren lässt.

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Laut Anzeige hat der ausgestellte F125 schon über 2.000 Kilometer. Das sei aber nur fiktiv, "der hat noch keine 2.000 Kilometer drauf", so ein anwesender Mercedes-Techniker aus Baden-Württemberg. Der F125 wird von vier radnahen Elektromotoren angetrieben, die insgesamt auf eine Dauerleistung von 170 kW (231 PS) kommen. Hält man sich an das Geschwindigkeitslimit kommt man auf 1.000 Kilometer Reichweite und es werden 0,79 Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometern verbraucht. Das entspricht 2,7 Liter Dieseläquivalent.

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Gezeigt wird im Silberpfeil auch eine 1.0-Version des "Radioeinschaltens per Fingerzeig". Die ausgestreckte Hand im Bild gehört einer Dame, die mit ihren Bewegungen den Bordmonitor steuert. Die Hand bewegt sie dabei nach links und rechts, vorne und hinten. Damit können Fahrinformationen abgerufen und Filme abgespielt werden.

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Den Kofferraum kann man ausziehen wie eine Schublade. Die Ladekante wird von den Leuchten begrenzt. Aktuell werkeln aber vier Laptops darin, die die Bordtechnik unterstützen. Und der Preis für den F125? Der steht noch nicht fest, Mercedes hat aber auch ein gutes Argument: Er soll nicht vor 2025 kommen.

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In Serie produziert und preisgünstiger sind da schon die Elektro-Modelle von Renault und Nissan. Hier der Renault Twizy. Der Flügeltürer sei primär ein "Fun-Car", heißt es am Stand. 

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So schaut die Welt aus Fahrersicht aus. Fährt man den seit April in Österreich erhältlichen Twizy, dürfte man so manchen staunenden Blick ernten.

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Der im spanischen Valladolid produzierte E-Flitzer kann an einer gewöhnlichen Steckdose aufgeladen werden. In 3,5 Stunden ist er voll aufgeladen, man kommt damit rund 100 Kilometer weit. Der primär für die Stadt konzipierte Twizy kostet zwischen 7.000 und 9.000 Euro. Für die Batterie fallen zusätzliche Kosten an. Der Stromspeicher wird nämlich ähnlich einem Handy gemietet. 50 Euro kostet das pro Monat, die Laufzeit beträgt 36 Monate. Fahren darf man in diesem Rahmen 7.500 km jährlich.

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Wenn Sie sich jetzt fragen wo der Beifahrer sitzt. Der nimmt hinter dem Fahrer direkt über dem Antrieb Platz. Allerdings ist das nur eine Notlösung. Das Einsteigen ist recht umständlich, die Sitzposition beklemmend. Er dürfte eher eine One-Man- oder One-Woman-Show werden.

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450 Kilogramm bringt der Renault Twizy auf die Waage, 100 Kilogramm davon entfallen auf die Batterie. Am Stand von Renault findet sich auch die viertürige Fluence-Limousine (hier nicht im Bild). Sie bringt weit mehr Komfort mit und kostet ab 26.000 Euro plus 75 Euro pro Monat Batteriemiete. "Das leise Dahingleiten ist aber eine ganz neue Qualität", so der Renault-Fachmann am Stand. Stressfreies Fahren könnte zu einem Verkaufsargument werden.

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Nissan Leaf (Bild) und Volvo C-30 sind auch zu besichtigen. Selbst Hand anlegen kann man an Opel Ampera (Range Extender), E-Smart und Mitsubishi i-MiEV. Der ÖAMTC-Stand lädt zum Probefahren ein.

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Wieder sportlicher gehen es Fisker und Tesla an. Hier der Fisker Karma EVer. Der in den USA gefertigte Range Extender bringt zwei Elektromotoren mit je 150 Kilowatt (gesamt 403 PS) und einen 260-PS-Ottomotor auf die Straße. Rein elektrisch gehen 80 Kilometer bei einer Höchstgeschwindigkeit von 153 km/h. Über längere Strecken treibt das benzinbetriebene Aggregat den Elektromotor an. Mit ihm kommt man knapp 500 Kilometer weit. Kostenpunkt: Über 100.000 Euro.

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Der Fisker Karma hat zudem ein Solardach, dass Sonnenstrahlung in Strom umwandelt und so die Reichweite des Fahrzeuges vergrößert. Innen hat man dann die Wahl zwischen Holz vom Grund des Lake Michigan ("Sunken Wood") oder jenem von sturmgefällten kalifornischen Bäumen ("Fallen Wood"). Der aus Dänemark stammende Unternehmenschef Henrik Fisker ist eigentlich Designer, hat den BMW Z8 und Modelle für Aston Martin und Tesla gezeichnet.

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Ähnlich teuer, aber noch schneller ist der Tesla Roadster, der Urvater moderner Elektroautos der letzten zehn Jahre. Er wird ausschließlich von Elektromotoren betrieben und schafft es über 300 Kilometer mit einer Batterieladung. Wie Fisker hat Tesla seine Wurzeln in Kalifornien.

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Handtasche und Trolley haben im Zweisitzer Platz.

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Auf der Messe haben aber, wie schon erwähnt, auch Essenshersteller (Ja!Natürlich, Tonis Freilandeier), Kleidungs- und Möbelproduzenten und Imbissstände Platz. Hier der Stand des IBZ Bienenhof, der mit seiner Marke "Wald und Wiese" vielfältige Honigprodukte anbietet. Und das in einem Uralt-Citroen. Damit wir nicht vergessen, wo Automobilität herkommt. (Hermann Sussitz, derStandard.at, 11.5.2012)

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