Netto 85.000 Euro für das Mini-Porträt Zar Nikolaus I., gemalt von Iwan Winberg.

Foto: Beaussant Lefèvre

Ende vergangener Woche, am Freitag um exakt 14.30 Uhr, nahm - theatralisch formuliert - das Schicksal im 9. Pariser Arrondissement seinen Lauf. Im Auktionssaal Nummer sechs gewährte Drouot Beaussant Lefèvre mitsamt seiner Entourage in Form von knapp 250 Porträtminiaturen (siehe Artikel  "Metternichs gemischter Satz") Quartier. Bis zur letzten Minute hatten Vertreter österreichischer Museen gehofft, dass ein geschlossener Erwerb der kulturhistorisch wertvollen Kollektion im Bereich des Möglichen bliebe. Vergeblich.

Die Menagerie der europäischen Politprominenz aus der Zeit des Vormärz wurde erbarmungslos filetiert, die von der Ehefrau des Staatskanzlers Metternich über Jahre angehäuften Mini-Bildnisse in alle Welt verstreut. Damit ist diese einzigartige Sammlung endgültig Geschichte, und eine 1991 erschienene Publikation ("Staatskanzler Metternich und seine Gäste", Georg Kugler, Styria Verlag) gilt als letztes authentisches Dokument.

Jedes einzelne Porträt wechselte den Besitzer, zum Teil deutlich über den angesetzten Taxen, womit man entgegen den Erwartungen (348.900-467. 500 Euro) auch einen höheren Umsatz notierte: 1,08 Millionen Euro inklusive Aufgeld, das sich über eine temporäre Einfuhrbewilligung (aus der Schweiz) an der Käufernationalität orientierte, für EU-Bürger mit 30 Prozent (ggb. 23 Prozent Nicht-EU) deutlich teurer ausfiel. Den höchsten Zuschlag der Sitzung erteilte man bei 85.000 Euro netto für Zar Nikolaus I (1838, Iwan Winberg, Künstlerrekord für ebenden), der gemes- sen an der Aufgeldkalkulation (105.332 inkl.) ebenso außerhalb der EU eine neue Heimat fand wie der junge Erzherzog Franz Joseph (1846, Moritz Michael Daffinger, Rekord für ein Aquarell) bei 28.000 (34.697).

Unbekannt verzogen

Nach Österreich wanderten einige Positionen in Privatbesitz, öffentliche Sammlungen, wie jene der Nationalbibliothek, hatten aufgrund knapper Budgets das Nachsehen. Graf Moritz von Dietrichstein, ehemaliger Präfekt der Hofbibliothek (1837, Daffinger; 6500), verzog deshalb unbekannt. Im Wien Museum fand hingegen Oberzensor Graf Joseph von Sedlnitzky (1837, Daffinger; 2500) eine neue Heimat.

Den an Umfang größten Zuwachs mit neun Aquarellen zum Gegenwert von netto 57.000 Euro sicherte Johann Kräftner für die Liechtenstein-Sammlung. Am meisten musste er allerdings nicht für Fürst Hans-Adams Ururgroßonkel (Fürst Alois II. Josef, 1837, Daffinger; 5500), sondern den über die Wittelsbacher Erbprinzessin (Sophie in Bayern) anverwandten König Ludwig I. von Bayern (1842, Franz Xaver Nachtmann, 14.000) berappen. (kron, DER STANDARD, 12./13.5.2012)