Wien - An den Finanzmärkten geht die Angst um. Eine Welle an schlechten Nachrichten für Banken habt die Aktien der Geldinstitute zum Teil deutlich einbrechen lassen (siehe Grafik). In nur drei Monaten haben die Titel europäischer Banken im Schnitt um 25 Prozent an Wert verloren, besonders hohe Verluste waren bei spanischen und italienischen Geldhäusern zu verzeichnen.
Anhaltender Druck
Ben Funnell, Aktienstratege und Portfoliomanager beim Hedgefondsmanager GLG Partners (Teil von Man), warnt, dass der Druck weiter bestehen könnte und Europa die Fehler Japans wiederholt: "Derzeit läuft es in Europa sehr japanisch ab. Aber wir brauchen Kapitalerhöhungen von Banken" , fordert er. "Es ist davon auszugehen, dass in einigen Ländern weitgehende Verstaatlichungen im Bankensystems zu sehen sein werden. Das haben wir schon in UK gemacht - oder eben in Irland."
In diese Richtung würde etwa die spanische Regierung mit der Verstaatlichung des spanischen Sparkasseninstituts Bankia gehen. Doch Analysten erwarten, dass die Verluste auf faule Immobilienkredite in Spanien immer noch deutlich unterschätzt werden. Dazu brauche es etwa die Offenlegung von Kreditportfolios in Spanien, aber auch europaweit im Zuge der europaweiten Stresstests: "Transparenz ist notwendig, denn man muss unter anderem wissen, wo die schlechten Schulden liegen", sagte Funnell dem Standard im Rahmen einer Fachtagung der Vereinigung Alternativer Investments in Wien.
Denn seiner Berechnung nach wird die jüngste Geldspritze der EZB für Europas Geschäftsbanken den Banken bei ihrer Kapitalsuche lediglich 90 Milliarden Euro an Gewinn und damit frischem Kapital bringen: "90 Milliarden Euro ist die richtige Richtung, aber vermutlich bei weitem nicht genug."
S&P-Warnung
Am Freitag warnte zudem Standard & Poor's vor einer Welle an Rating-Downgrades für europäische Banken. Der Grund: der Vorschlag der EU-Kommission, bei möglichen Bankenrettungen auch Investoren zur Kasse zu bitten. Künftig sollen auch Fremdkapitalgeber beim Scheitern einer Bank zahlen müssen, nicht nur die Aktionäre. Die Herabstufung droht den Banken, weil sich damit die Stütze der Staaten für die Banken reduziere, sagen die S&P-Analysten. Sie kalkulieren in ihren Ratings für Großbanken mögliche staatliche Rettungen ein.(sulu, DER STANDARD; 12./13.5.2012)