Rom - Vertreter der zersplitterten syrischen Opposition sind am Samstag in Rom zusammengekommen, um über die Führung ihres Dachverbandes zu beraten. An der Spitze des Syrischen Nationalkongresses (SNC) steht seit dessen Gründung im August Burhan Ghalioun. Bei den dreitägigen Beratungen in Rom gehe es nun darum, über eine Wiederwahl Ghaliouns zu entscheiden, sagten zwei Mitglieder des Exekutivkomitees.

Dem in Paris lebenden Akademiker Ghalioun wird vorgeworfen, er habe zu wenig Verbindungen zur Opposition in Syrien, und es sei ihm bisher nicht gelungen, die Gruppierungen des Nationalkongresses zusammenzuschweißen. Der SNC wird in der internationalen Gemeinschaft derzeit nicht als gemeinsames Sprachrohr und legitime Vertretung der syrischen Opposition wahrgenommen und anerkannt.

"Hitzige Debatte"

"Wir führen eine hitzige Debatte über die Präsidentschaft (...) Wir sind gegen eine Verlängerung oder Erneuerung der Amtszeit Burhan Ghaliouns", sagte Samir Nashar. Er ist Mitglied des SNC-Exekutivkomitees und Vertreter der Deklaration von Damaskus, einer Fraktion des SNC. Sie seien für Veränderung, damit alle politischen Kräfte innerhalb der Opposition eine Chance auf den Posten bekämen. Er favorisiere George Sabra, der ebenfalls Mitglied des Exekutivkomitees ist, vor allem weil er ein Vertreter der im Land agierenden Opposition sei.

Sabra dringt auf eine radikale Reformierung des Nationalkongresses, vor allem bei der Art der Entscheidungsfindung und Beschlussfassung. Er verbrachte unter Präsident Bashar al-Assad und dessen Vater Hafez al-Assad viele Jahre im Gefängnis. Im vergangenen Jahr floh er nach Frankreich.

In Syrien tobt seit mehr als 14 Monaten ein Aufstand gegen das Assad-Regime, bei dem nach Schätzungen der Vereinten Nationen bisher mehr als 9.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Die Regierung macht vom Ausland gesteuerte Terroristen für die Gewalt verantwortlich. Der Vermittler von UNO und Arabischer Liga, Kofi Annan, hatte am 12. April eine Feuerpause ausgehandelt, die jedoch von Anfang an von beiden Seiten verletzt wurde. (APA/Reuters, 12.5.2012)