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"Kein Bereich ausgenommen": Styria-Manager Schweighofer (links). "Neue Produkte andenken": Gasser ("Wirtschaftsblatt").

Foto: APA/Hochmuth

Zu Mariä Himmelfahrt 2011 schmiegte sich das "Wirtschaftsblatt" räumlich an seine Styria-Konzernschwester, die Tageszeitung "Die Presse". Nun soll nach Informationen des STANDARD aus der Wohngemeinschaft in der Wiener Hainburger Straße, die sich schon manche Serviceaufgabe teilt, eine deutlich engere Verbindung erwachsen. Die beiden Zeitungsmarken sollen aber jedenfalls weitergeführt werden.

Menschen mit Einblick in die Wiener Zeitungen der Grazer Styria Media Group sprechen schon von einem Merger, einem Zusammenschluss der beiden Zeitungsfirmen. Diese Formulierung greift nach anderen Quellen weit, vielleicht zu weit.

"Gemeinsam bearbeiten"

Für "Presse" und "Wirtschaftsblatt" ist im Vorstand der Styria Media Group Klaus Schweighofer zuständig. "Kooperation steht im Mittelpunkt unserer neuen Konzernlogik", sagt er auf Anfrage des STANDARD. In der gesamten Mediengruppe analysiere man derzeit, "wie wir in den nächsten fünf, zehn Jahren besser zusammenarbeiten können". Das gelte insbesondere für "Presse" und "Wirtschaftsblatt".

Schweighofer erinnert daran, dass die beiden Titel längst zusammenarbeiten, etwa mit einem gemeinsamen Servicecenter und Anzeigenkooperationen beispielsweise für Jobs und Immobilien. "Wir prüfen im Moment, ob und wo es zusätzliche Felder gibt, die man künftig enger gemeinsam bearbeiten kann."

Nach STANDARD-Infos gilt das auch für die Redaktionen der beiden Blätter, kolportiert und dementiert wurde wiederholt etwa eine gemeinsame Wirtschaftsredaktion. Derzeit sollen in der Diskussion gemeinsame Ressorts oder Redaktionen auftauchen. Einschränkung: Besonders profilierte Journalisten wie "Presse"-Wirtschaftschef Franz Schellhorn sollen weiterhin nur einer der beiden Zeitungsmarken zugeordnet werden.

Werde auch eine engere redaktionelle Zusammenarbeit geprüft, fragte DER STANDARD Vorstand Schweighofer. Der sagt grundsätzlich: "Kein Bereich ist ausgenommen."

"Sinnvolle Kooperationsfelder"

"Wirtschaftsblatt"-Vorstand Hans Gasser bestätigt das Projekt ebenfalls: "Wir loten aus, wo es weitere sinnvolle Kooperationsfelder geben kann." Analysiert würden "alle Felder, Werbemarkt, Lesermarkt, Organisationsformen bis hin zu den Redaktionen, mit Sicherheit der sensibelste Bereich". Man wolle auch weitere "gemeinsame Produkte andenken".

Bis zum Sommer sollen laut Gasser die Kooperationsfelder definiert und nach Möglichkeit die Form der Kooperation geklärt sein. Ziel laut Gasser: "Steigerung der Ertragskraft durch Kostenoptimierung und/oder Umsatzsteigerung."

Das "Wirtschaftsblatt" kehrte 2011 nach Verlustjahren zurück in die schwarzen Zahlen: Vorstand Gasser berichtete von 338.000 Euro Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, 2010 lag dieses EBITDA noch 294.000 Euro unter null. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der Wirtschaftsblatt Verlag AG lag 25.000 Euro im Plus nach 533.000 Minus im Jahr davor.

Für "Presse" sind die Daten 2010 die aktuellsten im Firmenbuch verfügbaren: Das EGT der Tageszeitung lag 3,6 Millionen Euro im Plus, jenes der Sonntagsausgabe mit 3,1 Millionen, das der Digitalgesellschaft mit rund 0,5 Millionen Euro im Minus. Nach Auskunft der "Presse"-Geschäftsführung lag das EGT der Presse-Gruppe bei einer Million Euro.

Wiener Holding

Horst Pirker überlegte vor seinem Abgang als Styria-Vorstandschef 2010, die Beteiligungen der Styria in Wien ("Presse", "Wirtschaftsblatt", Magazingruppe Styria Multi Media) in einer Wiener Styria-Holding zu bündeln. Das dürfte derzeit aber nicht im Vordergrund der Überlegungen stehen. Die Styria organisiert allerdings ihre Gesellschaften unter der Styria Media Group AG künftig nach STANDARD-Infos durchgehend als GesmbHs. Das würde etwa auch das bisher als AG geführte "Wirtschaftsblatt" betreffen. (Harald Fidler, DER STANDARD, 14.5.2012, online ergänzt)