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Die AUA muss planen, weiß aber nicht, wie viele Piloten sie im Sommer noch hat.

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Wien - Bei der AUA bleiben derzeit ungewöhnlich viele Flieger auf dem Boden, weil zu wenig Crews verfügbar sind. Neben den 43 Piloten, die die Airline im Vorfeld des Betriebsübergangs von der AUA zur Tyrolean bereits verlassen haben, kämpft die AUA mit einem neuen Problem: Etliche Piloten melden sich "unfit to fly", was in etwa, aber nicht ganz einer Krankmeldung entspricht.

Die AUA, eine an sich gut organisierte Airline, versucht Ersatzcrews zu mobilisieren, was aber häufig nicht gelingt. Die Folge: Flüge werden gestrichen, die Passagiere umgebucht und finanziell entschädigt. In den Sommermonaten, wenn feststeht, wie viele Piloten ihr Sonderkündigungsrecht im Zuge des Betriebsübergangs wahrnehmen, drohe deshalb ein "Chaos", heißt es aus der Belegschaft.

Am 8. Mai, dem Tag der Lufthansa-Hauptversammlung in Köln, fiel bereits der Morgenflug nach Köln aus. Am Samstag mussten Delhi und Dubai sowie zahlreiche Kurzstreckenverbindungen gestrichen werden, am Sonntag blieben mit Thessaloniki, Kopenhagen, Nizza und Köln vier Flieger infolge "unfit to fly"-Meldungen auf dem Boden.

400.000 Euro Schaden

"Wir arbeiten intensiv daran, um Piloten, die eigentlich frei hätten, in den Dienst zu holen, damit wir fliegen können, das heißt wir telefonieren sie durch. Das gelingt oft, aber nicht immer", sagte dazu ein AUA-Sprecher am Sonntag. Für die ohnehin defizitäre AUA kosten die Flugsteichungen enorm viel Geld: pro Tag geschätzte 400.000 Euro.

Die AUA-Crews wehren sich offenbar mit "unfit to fly" gegen den aus Sicht der Mitarbeiter mit massiven Verschlechterungen verbundenen Betriebsübergang zur Tyrolean. Am Montag endet die Abstimmung über jenes vom Betriebsrat zusammengestellte Einsparungspaket, das den Betriebsübergang vermeiden soll. Die Belegschaft dürfte für das Paket votieren, doch die AUA-Führung hält am - auf rechtlich wackeligen Beinen stehenden - Betriebsübergang fest.

Zuletzt sprach die AUA davon, dass 100 bis 120 Piloten das Unternehmen " problemlos" verlassen könnten, weil es zu viele Piloten gebe. Mit 150 Pilotenabgängen "können wir leben". Sollten 150 der insgesamt 590 AUA-Piloten gehen, kostet das das Unternehmen 80 bis 85 Mio. Euro an Abfertigungszahlungen. Umgekehrt erspart sich die AUA künftig die teuren Pensionszuschüsse. Dass die AUA bei zu vielen Abgängen auf Piloten aus der Lufthansa-Gruppe zurückgreifen kann, wird intern bezweifelt. Die Kollegen würden "uns nicht in den Rücken fallen", verlautet es aus der Belegschaft. Zudem hätten die Verbundairlines gerade selbst genug Leute für ihre eigenen Flugzeuge. Und im Sommer sei keine Reserve eingeplant. Außerdem müssten die Crews auf die AUA-internen Vorschriften für die Cockpit- und Boardsysteme eingeschult werden.

Gemkow bleibt hart

Sehr deutliche Worte fand jüngst der scheidende Lufthansa-Finanzvorstand Stephan Gemkow bei der Analystenkonferrenz anlässlich des ersten Quartals. Die Lufthansa sehe keine Notwendigkeit mehr, mit der Gewerkschaft zu verhandlen. Die Mitarbeiter müssten sich entscheiden, entweder sie wechseln zur Tyrolean oder sie nehmen die Abfertigung und verlassen die Gruppe. Dem Standard liegt ein Mitschnitt des Gesprächs vor. Aus Sicht Gemkows habe sich die Gewerkschaft mit der Kündigung des Tyroelan-Kollektivvertrags verkalkuliert, denn dadurch könne die AUA die Mitarbeiter mit Einzelverträgen an sich binden. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 14.5.2012)