Am Montag beginnt in Malmö der Prozess gegen den mutmaßlichen Heckenschützen Peter M. Der 40-Jährige, der regelmäßig rechtsextreme Medien konsumierte und in seinen Aufzeichnungen Adolf Hitler lobt, soll zwischen 2003 und 2010 in Malmö drei Menschen ermordet sowie mehrere Mordversuche unternommen haben. Bei den Opfern handelte es sich vorwiegend um Migranten.

Für den auf acht Wochen anberaumten Prozess bietet Malmö eine beklemmende Kulisse. In der multikulturellen Stadt, die wie keine andere in Schweden gescheiterte Integration und soziale Spannungen symbolisiert, ist seit M.s Festnahme im Herbst 2010 keineswegs Ruhe eingekehrt.

Allein im ersten Monat dieses Jahres wurden in der Stadt drei Menschen erschossen; seit Jänner versucht die Polizei unter Beteiligung von 350 Polizisten aus dem ganzen Land der Gang-Kriminalität Herr zu werden.

Die Jugendarbeitslosigkeit liegt in Malmö bei 27 Prozent; jeder vierte Schüler verlässt die neunjährige Grundschule ohne Abschluss. In den Migrantenvierteln regieren Perspektivlosigkeit und Gewalt - wie im Stadtteil Seved, in den sich kein regulärer Postzusteller mehr traut und wo daher seit Februar Einwohner die Briefe und Pakete selbst austragen.

Neben der Gang-Kriminalität ist in Malmö rassistisch und religiös motivierte Gewalt gewachsen. Vor allem muslimische Migranten fühlen sich bedroht. Markant gestiegen ist auch die Zahl antisemitischer Übergriffe, für die laut Repräsentanten der jüdischen Minderheit wiederum größtenteils Muslime stehen. Seit vergangener Woche gibt es in der Stadt einen eigenen Betreuungsdienst für Opfer rassistischer Straftaten. (Anne Rentzsch aus Stockholm /DER STANDARD, 14.5.2012)