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Der Steirer Jantscher war der Schlüssel zum Erfolg.

Foto: APA/Krug

Salzburg - Die Geschichte mit der verletzten Schulter ist halb so wild. Eingerissene Bänder, sagt Jakob Jantscher, wachsen zusammen. "Die Therapie greift." Vielleicht geht sich das Cupfinale am 20. Mai im Happel-Stadion gegen Ried aus, falls nicht, "kann man es auch nicht ändern". Natürlich hätte er die restlichen drei Meisterschaftsspiele gern bestritten, es wäre quasi die Kür gewesen. Ein Zweikampf mit dem Rapidler Stefan Kulovits und der daraus resultierende Fall auf die Schulter sind dazwischengekommen, haben weitere Aktivitäten auf dem Fußballplatz verhindert. "Pech, war keine Absicht vom Gegner."

Red Bull Salzburg ist trotzdem Meister geworden. Nicht zuletzt dank Jantscher. Es gab ja ausreichend Partien mit Jantscher. 14 Tore hat der 23-Jährige erzielt, meist entscheidende. Trainer Ricardo Moniz weiß es zu schätzen. "Er war ein Schlüssel, ist erwachsener geworden, war überragend." Ex aequo mit Stefan Maierhofer kann sich der Titel Schützenkönig ausgehen. "Aber das ist nicht wichtig. Fußball ist ein Mannschaftssport, da geht es nicht um die Befindlichkeiten Einzelner." Normalerweise sei die Position links oder auch rechts im offensiven Mittelfeld nicht dafür geeignet, "so oft zu treffen".

Rückblick. Im Juni 2010 ist der Grazer Jantscher von Sturm nach Salzburg gewechselt. Als amtierender Cupsieger. Er wollte aber Meister werden und so nebenbei war das Angebot finanziell betrachtet wunderbar. Es gab auch Kontakte zu Stuttgart und Mönchengladbach. "Aber Salzburg hat sich mehr bemüht. Also ging ich nicht ins Ausland. Das hatte nichts mit Feigheit zu tun." Kurioserweise wurde Sturm Meister. "Wer oben steht, hat es verdient."

Jantscher litt an leichten Anpassungsschwierigkeiten. "Der Konkurrenzkampf war weit härter als in Graz." Zudem musste er sich mental umstellen. "Sturm oder Rapid sind Traditionsklubs, die Fans leben für ihren Verein. In Salzburg herrscht auf den Rängen immer noch oft Stille." Jantscher blieb ruhig, arbeitete an sich, die Lust am Fußball hat er sowieso intus. "Es gab keinen konkreten Anlass, warum es immer besser lief. Ich wüsste nicht, wann der Knoten geplatzt ist." Da es sich um einen Teamsport handelt, "haben wir alle die Kurve gekriegt. Der Titel ist toll. Die Mannschaft hat Charakter bewiesen."

Die behauptete Niveaulosigkeit der Liga kann er als Betroffener nicht ganz nachvollziehen. "Die Spitzenspiele sind gut. Es fehlt halt an der Infrastruktur. Ein Match zwischen Nürnberg und dem FC Freibad schaut deshalb besser aus, weil 35.000 Leute im Stadion sind. Außerdem spielt praktisch die gesamte Nationalmannschaft im Ausland, da kann man nicht zu viel verlangen."

Jantscher ist quasi der ÖFB-Inländer, die Ausnahme. Sein Vertrag in Salzburg endet 2014. "Das Ausland bleibt das Ziel." Mit tollen Leistungen, egal wo, möchte er Teamchef Marcel Koller überzeugen. "Neun Länderspiele sind nicht genug." Im Fußball gehe es stets darum, das Potenzial abzurufen. "Genau darin liegt das Problem. Eigentlich brauchst du dafür die Zeit, die man leider nicht hat."

Vor ein paar Wochen ist er mit einer sehr persönlichen Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen. Sein Vater hatte sich im November das Leben genommen. Ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen. "Die Frage nach dem Warum wird nie beantwortet werden. Es gab keine Anzeichen. Es hilft aber, dass du übers Unfassbare redest." Die Familie ist zusammengerückt, die ältere Schwester, der ältere Bruder und Freunde wie Daniel Beichler richteten ihn auf und sorgten dafür, "dass ich den geliebten Fußball betreiben kann. Er ist fast eine Therapie."

Mama Jantscher ist übrigens Religionslehrerin. Ob er an Gott noch glauben kann? "Ja, es muss etwas Höheres geben." Der Papa wäre auf den Meistertitel "sehr stolz" gewesen. Und auf den Beitrag seines Sohnes sowieso. (Christian Hackl, DER STANDARD, 14.5.2012)