Es ging voll daneben. Norbert Röttgen (CDU), der ehrgeizige deutsche Umweltminister, ist am Muttertag nicht zum neuen Landesvater von Nordrhein-Westfalen gewählt worden. Wahlsiegerin ist die bisherige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die im Wahlkampf versprach: Wir sparen uns nicht kaputt.

Ist ja nur eine Landtagswahl, hatte Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel kurz vor der Wahl das CDU-Debakel kleinzureden versucht. Stimmt, könnte man meinen. Die Stimmverhältnisse im Bundesrat ändern sich nicht, und das Land war immer schon Herzkammer der SPD.

Aber so einfach ist es natürlich nicht. Im größten Bundesland Deutschlands regiert jetzt Rot-Grün, das gibt schon Rückenwind für die Bundestagswahl im kommenden Jahr. 

Und Röttgen hat nicht nur sich beschädigt. Als er das Desaster schon vor Augen hatte, versuchte er noch, die Wahl zur Abstimmung über Merkels immer unbeliebteren Sparkurs in Europa umzufunktionieren. Jetzt ist nicht nur Röttgen, sondern auch Merkel blamiert.

Dem Eindruck, Nordrhein-Westfalen sei für ihn bloß Etappe auf dem Weg ins Kanzleramt, hat Röttgen nie glaubhaft widersprochen. Daraus wird nichts. Das ist für Merkel die gute Nachricht: Sie bleibt in der CDU unangefochten und hat einen Konkurrenten weniger im Kabinett. Dafür erwächst eine neue Gegnerin in Düsseldorf: Kraft könnte 2013 Merkel herausfordern und ihr gefährlich werden. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 14.5.2012)