Die Borneo Orangutan Survival Foundation (BOS) kümmert sich um verwaiste und verunglückte Orang-Utans. Das Programm reicht von der Konfiszierung oder Rettung aus gefährlichen Situationen bis zu Rehabilitation und Training der Tiere. Das Ziel ist die Auswilderung. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten finanziert die Rettungsstation seit 2007. Auch die indonesische Regierung unterstützt das Programm.

Foto: Vier Pfoten

Mit der Primatologin Signe Preuschoft stellt Vier Pfoten auch die wissenschaftliche Expertise zur Verfügung. Sie verfolgt den Ansatz der "sanften Auswilderung". Zu diesem Zweck wurde die Waldschule eingerichtet, in der den kleinen Orang-Utans gelernt wird, als Menschenaffen zu überleben.

Foto: Vier Pfoten

"Traumatisierte Orang-Utans auszubilden ist ein heikles Unterfangen - wir müssen den Orang-Utan-Babys beibringen, wie sie richtige Orang-Utans werden, da dies kein angeborener Instinkt ist. Am Anfang bedeutet das eine 24-Stunden-Rundumbetreuung und ganz, ganz viel Liebe", berichtet Preuschoft.

Foto: Anne Russon

Die erste Herausforderung sei es, den Orang-Utan-Waisen zu helfen, ihr Trauma zu überwinden, wegen dem sie in die Rettungsstation gebracht wurden. Manchmal haben sie auch physische Verletzungen: Dann hat die medizinische Erstversorgung Priorität, berichtet Vier Pfoten.

Foto: Mihai Vasile

Die Situation der Jungtiere sei mit der von traumatisierten Kindern im Krieg oder Kriegsflüchtlingen vergleichbar. Beinahe jeder Waise habe mitansehen müssen, wie seine Mutter ermordet wurde, berichten Mitarbeiter.

Foto: Anne Russon

Sobald ein Orang-Utan-Waise Vertrauen zeigt und einen Spieltrieb entwickelt, wird er in die Waldschule gebracht. Das bedeutet, dass die Pfleger die Jungtiere täglich in den Dschungel bringen, um sie wichtige Fertigkeiten zu lehren. Wie auch beim Menschen sind die Instinkte bei Orang-Utans nicht vorprogrammiert: Nahrungssuche und Orientierung müssen sie von Grund auf lernen. Nach dem Absolvieren der Waldschule kommen die Orang-Utans in die "Wald-Hochschule", die ein größeres Waldgebiet einnimmt.

Foto: Mihai Vasile

Die Orang-Utans durchlaufen also verschiedene Schulstufen, bis sie für ihre Rückführung in die Natur bereit sind. Wichtig ist es zudem, dass die Tiere nur mit den Pflegern in Berührung kommen. Sie sollen eine natürliche Distanz zu den Menschen bewahren.

Foto: Vier Pfoten

Die Rettungsstation bietet aber auch ein permanentes Zuhause und Pflege für jene Orang-Utans, die nicht mehr in die Wildnis zurückgeführt werden können. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass die Tiere schwere mentale oder physische Schäden davongetragen haben oder mit Viren infiziert wurden, die für andere Menschenaffen gefährlich sein könnten.

Foto: BOSF

Anfang Mai wurden nun sechs Orang-Utan-Waisen im geschützten Kehje-Sewen-Wald in Borneo ausgewildert. Diese zwischen acht und zwölf Jahre alten Tiere sind "Pioniere": Sie sind die ersten Menschenaffen, die in der Waldschule das jahrelange Trainingsprogramm absolviert haben. Im ersten Jahr in freier Wildbahn werden sie noch von Mitarbeitern intensiv, aber diskret überwacht. Mit Hilfe spezieller Funksender folgen die "Wächter" den Affen von Morgengrauen bis Abenddämmerung im Wald. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse  fließen in die Ausbildung der etwa 100 weiteren auswilderbaren Orang-Utans ein.

Foto: Vier Pfoten

Im Zuge der voranschreitenden Umweltzerstörung in Indonesien geraten jährlich hunderte Orang-Utans in Not. Sie verlieren ihren Lebensraum und verhungern, weil ihre Nahrungsbäume gefällt wurden, oder kommen in Waldbränden um. Der Regenwald wird gerodet, um Palmöl-Plantagen Platz zu machen. Wilderer erschießen oder erschlagen erwachsene Orang-Utans für Kopfgeld und um mit den Baby-Orang-Utans illegal zu handeln. (jus, derStandard.at, 14.5.2012)

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