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Paul Watson bei einer Tierrechtsaktion in Berlin.

Foto: Reuters/THOMAS PETER

Frankfurt/Main - Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main hat den zwischenzeitlich ausgesetzten Haftbefehl gegen den Tierschützer Paul Watson wieder in Kraft gesetzt. Wie das Gericht am Mittwoch mitteilte, war Watson seit Sonntag seinen Meldeauflagen nicht mehr nachgekommen und befindet sich damit auf der Flucht. Weil das "in ihn gesetzte Vertrauen nicht gerechtfertigt war", sei der Haftbefehl wieder in Vollzug zu setzen gewesen. Gegen Watson läuft in Deutschland ein Auslieferungsverfahren. Costa Rica will ihn vor Gericht stellen.

Der 61-jährige Anführer der Tierschutzorganisation Sea Shepherd war im Mai bei der Einreise nach Deutschland aufgrund eines internationalen Haftbefehls am Frankfurter Flughafen festgenommen worden. Er wurde später zwar gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt, darf Deutschland aber bis zum Abschluss des von Costa Rica angestrebten Auslieferungsverfahrens nicht verlassen. Er musste sich nach eigenen Angaben zweimal täglich bei der Polizei melden.

Behinderung der Schifffahrt

Die Behörden des lateinamerikanischen Landes werfen Watson Behinderung der Schifffahrt vor. Der auf Basis ihrer Vorwürfe ausgestellte Haftbefehl bezieht sich auf eine Aktion aus dem Jahr 2002, als seine Organisation vor der Küste Guatemalas einen Dokumentarfilm über die brutale Jagd auf Haie drehte. 

Er kämpfte damals gegen das "Shark-Finning" eines costaricanischen Schiffs. Laut Schätzungen von Experten werden jährlich 73 Millionen Haie getötet. Da ihre Flossen in der chinesischen Küche als Delikatesse gelten, werden sie ihnen - meist bei lebendigem Leibe - abgeschnitten. Danach werden diese Tiere, die für das Ökosystem der Meere enorm wichtig sind, ins Wasser zurück geworfen, wo sie verenden.

Eine Auslieferung nach Costa Rica muss erst noch von der deutschen Justiz geprüft werden. Eine Sprecherin des deutschen Justizministeriums sagte vor Journalisten in Berlin, der Aufenthaltsort Watsons sei dem Ministerium nicht bekannt, auch nicht, ob er noch in Deutschland sei oder nicht.

"Kein faires Verfahren"

Politiker wie der EU-Parlamentarier Daniel Cohn-Bendit sprachen sich wiederholt für eine Freilassung des Tierschutzaktivisten aus. "Es ist zu befürchten, dass Paul Watson in Costa Rica kein faires Verfahren erwartet", meldete sich auch Volker Beck, Sprecher für Menschenrechtspolitik und Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion laut Spiegel.de zu Wort. (jus, APA, 14.5.2012)