"Diablo 3" ist für Windows und Mac erschienen.

Stimmen der GameStandard-LeserInnen:

"Heute bis 02:00 noch gespielt, jetzt sitze ich in der Schule und warte drauf das ich endlich Heim kann, um das Böse selbst, Diablo, zu jagen und zu töten!" - Paul B.

"Als ob irgendemand der es spielt jetzt Zeit hat, Facebook zu lesen." - Patrick B.

"Ich hab gestern noch ein paar stunden gespielt, bisher find ichs grossartig. wobei man aber dazusagen muss, dass ich diablo immer schon gerne gespielt hab :)" - Vam P.

"Find ich schade, das es keinen Offline-Modus gibt..." - Timo S.

"Bis jetzt (gefällts mir) sehr gut - Mitternachtslaunch hat ja nicht 100% funktioniert - war mehr ein 01:00 Launch :-)" - Florian H.

Foto: Blizzard
Foto: Blizzard
Foto: Blizzard
Foto: Blizzard

Als "Diablo 3" Ende Juni 2008 erstmals vorgestellt wurde, ging die Nachricht, begleitet von Jubelrufen der Fangemeinde, wie ein Raunen durch die Branche. Dass es weitere vier Jahre bis zur Veröffentlichung dauern sollte, rang auch dem Präsidenten des US-Studios Blizzard Entertainment nachträglich ein Schmunzeln ab. "Soon was too soon", entschuldigte sich Mike Morhaime für die Verschiebungen bei der Spielerschaft. Nun, egal, ob man seit dem Start von "Diablo 2" im Sommer 2000 auf die Fortsetzung wartet oder "erst" seit der offiziellen Ankündigung: Diesen Dienstag ist "Diablo 3" tatsächlich erschienen und lädt Rollenspieler zurück in die Dungeons der Fantasy-Welt Sanctuary ein.

Gemeinsam gegen Dämonen

Vor zwei Jahrzehnten wurde Sanctuary von einer Hand voll Helden vor dem Untergang bewahrt. Nun liegt es an neuen Kriegern, die Armeen der Hölle abzuwehren. Spieler können aus fünf Charakterklassen wählen und sich einen individuellen Spielstil zusammenstellen. Der "Witch Doctor" etwa bezieht seine Kräfte aus dem Reich der Schamanen und Vodoo-Kultur und kann Gegner verfluchen oder vergiften. Der "Monk" ist ein Kenner asiatischer Kampfkünste und ist besonders widerstandsfähig. Der "Demon Hunter" ist ein Attentäter und greift aus der Ferne mit Pfeil und Bogen oder Bomben an. Das Spielprinzip der Serie wurde also beibehalten und dies aus gutem Grund, meint zumindest consol.AT-Chefredakteur Alexander Amon gegenüber dem GameStandard. "Fans nennen es das "Diablo-Feeling". In der Übersetzung heißt das wohl das Zusammenspiel zwischen zugänglichem Spielkonzept und motivierendem Belohnungssystem", erklärt Amon, der das Spiel schon vor dem Start in der Betaphase testen konnte.

Die Designer legen besonders viel wert auf die Individualisierung der Protagonisten und stellen hunderte Sammelgegenstände und Ausbaustufen bereit (allein 500 Achievements wurden integriert). Gold kann gehortet und gegen neue Rüstungen und Waffen getauscht werden. "In kaum einem anderen Spiel freut man sich so sehr, wenn man eine neue Waffe oder ein neues Rüstungsteil findet", wirft Amon ein.

Ein weiterer Fokus wird auf die Mehrspielererfahrung gelegt. Jederzeit dürfen sich Mitspieler Partien anschließen und wieder aussteigen, wenn man keine Zeit mehr hat. Um die Erkundung des seit "Diablo 2" komplett veränderten Sanctuary auch nach dem ersten Mal Durchspielen interessant zu gestalten, werden Abschnitte und Herausforderungen per Zufall generiert.

Auktionshaus

Für hart gesottene Veteranen der Serie bietet sich abermals der "Hardcore"-Modus an. Hier erstellte Charaktere haben keinen Zugriff auf die Güter im Auktionshaus und vor allem nur ein Leben. Wer eine Erfahrungsstufe von 10 erreicht hat, darf sich dem virtuellen Nervenkitzel stellen. Die Zugänglichkeit dürfte dennoch der größte Trumpf sein. "Blizzard hat Diablo 3 für alle Spieler-Gruppen konzipiert, auch für Einsteiger. 'World of Warcraft' (und jedes andere Online-Rollenspiel) benötigt weit mehr Zeit und Commitment, was viele z.B. berufstätige Spieler nicht investieren können/wollen.", so Amon. "Diablo kann man praktisch mit zwei Maustasten beenden. Trotzdem freuen sich in erster Linie Fans darauf, die schon die ersten Teile gespielt haben und wissen wollen, wie die Geschichte weiter geht."

Für die Masse an Sammlern hat sich Blizzard ein Handelssystem einfallen lassen. Spieler werden die Möglichkeit haben, Gegenstände gegen echtes Geld in Auktionshäusern zu verkaufen. Diese Handelshäuser werden exklusiv für Geschäfte zwischen Spielern dienen. Ziel sei es, rund ums Game ein unterhaltsames, von Spielern getriebenes Ökosystem aufzubauen. Alternativ dazu gibt es ein Auktionshaus für Spieler, die Handel nur mit Spielgeld betreiben wollen. Neben Gegenständen kann man auch Spiel-Gold und ganze Charaktere tauschen.

Online-Zwang

Der erzielte Gewinn im Echtgeld-Auktionshaus kann entweder in den verpflichtenden eigenen Battle.net-Account übertragen werden, um im Blizzard Store weiterzushoppen oder in Bar ausgezahlt werden. Ganz uneigennützig ist die Handelsinitiative nicht. Neben einer "nominalen" Einheitsgebühr für jede Listung und jeden Verkauf, streicht Blizzard auch noch einen Anteil ein, sobald Spieler ihr Guthaben über einen externen Finanzdienstleister wie PayPal ausgeben lassen.

Blizzard verspricht, das Spieldesign nicht abzuändern, um Spieler zum Handel zu zwingen. Kein Herumkommen gibt es um den verpflichtenden Battle.net-Account und den damit verbundenen Online-Zwang, wonach man selbst die Einzelspielerkampagne nur bei aktiver Internetverbindung bestreiten kann. Damit folgt man einem branchenweiten Trend, um die Nutzung von illegal verbreiteten Spielkopien einzudämmen. Laut den Entwickler ist dieser Online-Zwang allerdings auch notwendig, um einen kantenlosen Wechsel von Solo- auf Coop-Spielen zu ermöglichen. Vergleichende Mehrspielermodi (PvP) gibt es zum Start noch nicht. Diese werden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeliefert.

Starke Fangemeinde, nicht kritiklos

Bereits vor dem Start konnten sich Fans von der neuen gestalteten Spielwelt ein Bild machen. Zur Hochzeit der Betaphase Ende April spielten bis zu 300.000 Leute auf den Servern Blizzards. Der Startschuss erfolgte vergangene Nacht um 0:00 Uhr. Frei von Kritik bleiben die Erstkunden nicht. In Foren des Herstellers oder dem Online-Händler Amazon monieren sie technische Gebrechen und Spielabbrüche. Wohl ein Zeichen der Überlastung. Inhaltliche Kritik gibt es von Seiten jener Fraktionen, die sich mehr Innovation gewünscht haben. "Ich war am Anfang sehr skeptisch, weil sich spielerisch auf den ersten Blick viel zu wenig verändert hat. Sogar die alten Soundeffekte wurden recycelt.", erläutert consol.AT-Redakteur Amon. Auf der anderen Seite habe Blizzard bekannte Stärken ausgebaut und viel Liebe in die evolutionäre Weiterentwicklung gesteckt. "Das neue Runen-System macht Sinn, die angestaubten Talentbäume wurden entsorgt und vom Inventar bis hin zum Stadtportal alles vereinfacht und zugänglicher gemacht. Diablo spielt sich einfach gut und intuitiv. Dinge, die viele Entwickler nie so perfekt hinbekommen werden."

Analysten nach dürfte der Nostalgiefaktor dem Erfolg des dritten Kapitels jedenfalls keinen Abbruch erteilen. Laut Branchenseite "VG Chartz" wurde das Action-Rollenspiel allein in den USA knapp eine Million Mal vorbestellt. Online-Händler Amazon.de meldete, die DVD-Fassung sei 24 Stunden vor dem Start ausverkauft. Marktbeobachter Arvind Bhatia von Sterne Agee schätzt, dass Blizzard bis Ende des Jahres rund 3,5 Millionen Spiele verkaufen könnte. Weitere 500.000 Stück würden nach der Startphase abgesetzt. "12 Jahre nach der Veröffentlichung von "Diablo 2", hat "Diablo 3" das Potenzial, mehr als vier Millionen Einheiten zu verkaufen", so Bhatia. 

Andere Zeiten

Auch wenn diese Zahlen konservativ geschätzt würden, dürfte sich "Diablo 3" bei weitem nicht so gut verkaufen wie eine Mainstream-Titel vom Schlage "Call of Duty". Doch was vor zehn Jahren noch Gold war, ist heute nicht mehr zwingend zum Erfolg verdammt. Einerseits beherrschen heute andere Genres den Markt und zum anderen hält Blizzard die enge Plattformwahl vom schlagenden Durchbruch ab. Der Titel wird zunächst nur für Windows und Mac erscheinen, die Mehrheit der Gamer ist heute aber auf Konsolen zuhause. Darüber im Klaren, hat das Studio parallel die Entwicklung einer Konsolenfassung in Auftrag gegeben. Wann und für welche Plattform diese Version erscheinen wird, ist jedoch noch nicht bekannt. "Ich bin noch immer davon überzeugt, dass Diablo für die Konsolen kommen muss. Das Spielsystem ist einfach perfekt für ein Joypad geeignet. Als PC-only-Titel wird man ein Call of Duty nicht vom (Verkaufs-)Thron stoßen können", sagt Amon.

Bis dahin bleibt auf alle Fälle noch viel Zeit, die Maustasten abzunützen. Eine Demo gibt es indes nicht. Interessierte mit Battle.net-Account dürfen das Spiel 15 Tage nach der Veröffentlichung begrenzt testen. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 15.5.2012)    

"Diablo 3" ist für Windows und Mac erschienen. Sagen Sie uns Ihre Meinung!