Bild nicht mehr verfügbar.
Vor zwei Jahren wurde das von Zaha Hadid erbaute römische Museum für Kunst des 21. Jahrhunderts als Glanzleistung gefeiert. Nun wurden Subventionen gekürzt, das MAXXI wurde unter Aufsicht gestellt.
Grund für die zwielichtige Zwangsverwaltung sind drastische Kürzungen seitens des Ministeriums.
Freitag, der 13. April, war kein guter Tag für Italiens Kultur. In einer Pressemitteilung erklärte das Kulturministerium, das MAXXI wegen hohen Defizits unter Aufsicht eines Sonderverwalters stellen zu wollen. Am 10. Mai wurde die Generalsekretärin des Kulturamts, Antonia Pasqua Recchia, zur Sonderverwalterin des MAXXI ernannt. Der Verwaltungsrat trat zurück, das Statut des Hauses als staatlich mitgetragene Gründungs- und Trägerstiftung wurde de facto aufgehoben.
Ein Blick hinter die Kulissen offenbart ein Szenario, in dem Machtspiele und Inkompetenz, Kulturfeindlichkeit und Gleichgültigkeit schön grüßen lassen. Angefangen beim derzeitigen Amtsinhaber: Kulturminister Lorenzo Ornaghi übernahm nicht einmal die Verantwortung für besagte Pressemitteilung vom 13. April: Die Entscheidung sei von einer nicht näher definierten Generaldirektion getroffen worden.
Auch mit Zahlen geizte das Ministerium und gab am Ende falsche an. Von elf Millionen Euro Defizit war die Rede. Leider versäumte man, darauf hinzuweisen, dass es sich dabei nicht um Schulden handelte, sondern um eine Hochrechnung für den Haushaltsplan 2012 bis 2014 - genauer gesagt, um den Bedarf an Subventionen. Defizit droht, wenn der Staat seine Unterstützung verweigert: Von sieben Millionen Euro für 2010 wurde der staatliche Zuschuss auf knapp vier Millionen Euro für 2011 gedrosselt, für 2012 gar auf zwei Millionen. Mangels klärender Worte des Ministeriums sah sich das Museum außerstande, den Haushaltsplan zu unterzeichnen. Nun stellte der Kulturminister ein Ultimatum: Binnen zehn Tagen müsse das Museum die Summe, für die der Staat nicht mehr aufkam, auftreiben - sonst stünde die Zwangsverwaltung des vor zwei Jahren glanzvoll eröffneten Hauses an, das 2011 mit 450.000 Besuchern die laufenden Kosten zu 50 Prozent selbst trug.
Es ist nicht nur der Unwille des Kulturamts, dem 180 Millionen Euro schweren Geschöpf - so viel kostete der Bau von Stararchitektin Zaha Hadid - weiter unter die Arme zu greifen. Die Vermutung liegt nahe, dass kulturpolitische Machtspiele eine größere Rolle als kulturpolitische Gelder spielen.
Die gesellschaftskritische, politisch eher links anzusiedelnde Ausrichtung des Hauses mag dem Ministerium ein Dorn im Auge gewesen sein. Vermutlich dient die Haushaltskontrolle daher eher der Übernahme als der Haus-Kontrolle. Vielleicht hat Ornaghi ja schon einen ihm genehmen Museumsleiter parat. Erste Namen zirkulieren, derweil Ornaghi eines auch erreicht hat: Der Präsident des Hauses, Pio Baldi, sein Vize, Roberto Grossi, sowie Vorstandsmitglied Stefano Zecchi haben ihren Hut genommen. Kein gutes Zeichen in einem Land, wo die Regierung nur 1,5 Milliarden Euro für die Kultur ausgibt.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Rom die Privatisierung des öffentlichen Kulturguts anstrebt - offenkundig mit allen Mitteln. (Eva Clausen, DER STANDARD, 15.5.2012)