Das wird wohl nichts mehr; nicht in der Schmalspurvariante und schon gar nicht in der Ursprungsversion einer 3300 Kilometer langen Röhre, durch die Europa mit Erdgas aus der kaspischen Region versorgt werden sollte. Nabucco sollte sie heißen, wie die Verdi-Oper, die sich einige Energiemanager in der Wiener Staatsoper angehört haben. Das ist gut zehn Jahre her. Projekte, die sich über so lange Zeit ziehen, werden selten gut.

Nabucco mag vor zehn Jahren eine gute Idee gewesen sein. Europas Abhängigkeit von russischem Pipelinegas zu reduzieren: Wer wollte etwas dagegen haben? Schon 2010 sollte Gas durch die Nabucco-Röhre strömen. Im Rückblick muss man sagen: Zum Glück ist das nicht passiert. Ein autoritärer Staat wäre mit ebenso autoritären getauscht worden. Und der Preis für das kaspische Gas würde unter Garantie genauso am Ölpreis picken wie das Russengas, folglich deutlich teurer sein als derzeit an den Börsen gehandelte Mengen. Gut also, dass es Nabucco nicht gibt.

Und die Schmalspurversion? Auch die scheint wenig Chancen auf Realisierung zu haben. Außer die OMV setzt viel eigenes Geld, oder besser gesagt, Geld ihrer Aktionäre ein. Unternehmen wie Mol, RWE und andere sind am Absprung. Die OMV möchte die erst jüngst im Boden unter dem Schwarzen Meer gefundenen Gasreserven heben und lukrativ im Westen vermarkten - verständlich. Das geht auch billiger - durch Bau von Gasverflüssigungsanlagen. (Günther Strobl, DER STANDARD, 15.5.2012)