Zagreb/Den Haag - Unter großem Medieninteresse ist am heutigen Montag vor der Berufungskammer des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) der Fall Gotovina-Markac verhandelt worden. Die beiden kroatischen Ex-Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac waren am 15. April 2011 erstinstanzlich zu 24 und 18 Jahren Haft wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt worden. Mit einem rechtskräftigen Urteil ist erst im August 2013 zu rechnen.

Zum Schluss der ganztägigen Verhandlung kamen auch die Angeklagten zu Wort: Er sei stolz auf die Militäraktion Oluja, nicht nur, weil man gewonnen habe, sondern, weil die Zahl der Opfer minimal gewesen sei, so Gotovina. "Als Mensch tut es mir um jedes verlorene Leben und zerstörtes Eigentum leid. Ich kann jedoch nicht die Verantwortung dafür übernehmen, was andere getan oder unterlassen haben, als ich schon weiter in Bosnien war", sagte Gotovina. Er gestand ein, dass es ein Fehler war, sich nicht sofort dem Gericht zu stellen. Gotovina war nach jahrelanger Flucht im Jahr 2005 in Teneriffa festgenommen worden.

Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Gotovina war vor mehr als einem Jahr in acht von neun Anklagepunkten der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und des Verstoßes gegen das Kriegsrecht für schuldig befunden worden: Verfolgung, Deportation, Plünderung, Zerstörung, Mord in zwei Anklagepunkten, unmenschliche Taten und grausame Behandlung. Bei der Operation "Sturm" waren mehr als 300 serbische Zivilisten ermordet und mehr als 90.000 gewaltsam vertrieben worden.

Gotovinas Verteidigung versuchte am Montag zu beweisen, dass es in der Befreiungsaktion "Sturm" ("Oluja") im August 1995, als kroatische Truppen die selbst proklamierte serbische Krajina bei Knin zurückeroberten, keine zivilen Opfer gegeben hatte und dass auch keine Vertreibung der dort lebenden Serben stattgefunden hatte. Die Anklage blieb am Montag bei ihrer These, dass die Militäraktion dazu gedient hatte, Serben zu vertreiben und dass dies von langer Hand geplant war.

Das Urteil stützte sich auf die Protokolle eines Treffens Ende Juli 1995 auf der Insel Brioni, auf der Kroatiens Ex-Präsident Franjo Tudjman laut Anklage die systematische Vertreibung der Serben aus der Krajina beschlossen haben soll.

Neben zahlreichen kroatischen und internationalen Journalisten verfolgte auch Kroatiens Hollywood-Export Goran Visnjic (zuletzt in "Verblendung" von David Fincher) das Verfahren. Er sagte, dass er nicht gekommen sei, um einen Kriegsverbrecher zu unterstützen, sondern um das Gericht zu bitten, sich nicht von politischen Motiven leiten zu lassen. (APA, 14.5.2012)