Zu braun, um wahr zu sein? H&M heimst für seine aktuelle Bikini-Kampagne heftige Kritik ein.

Screenshot: red

Das Thema Bildmanipulation trifft bei vielen Menschen einen empfindlichen Nerv. Die Schönheiten, die von Plakaten und aus Magazinen lächeln, stammen nicht selten aus der Photoshop-Retorte. Der schwedische Modekonzern H&M ist mit virtuellen Models bereits einmal ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Nun sorgt die aktuelle Bikini-Kampagne mit dem tiefgebräunten Model Isabeli Fontana für Aufregung.

"Mallorcabraun ist in"

In Foren und Blogs haben die Bilder hohe Wellen geschlagen. Besonders der Blogeintrag "H&M: Fick dich" verbreitet sich derzeit im deutschsprachigen Raum über die sozialen Netze. Darin empört sich eine deutsche Bloggerin über das Schönheitsideal, das der Modekonzern auf seinen Werbeplakaten zu vermitteln versucht. "Ein Hallelujah auf Photoshop! Dabei kommen dann selbst solche Monstrositäten zustande - Arme, die in undefinierbaren Winkeln verdreht sind (...) Und um sich diesen Sommer von all den anderen zu unterscheiden, hat H&M den Bronzepinsel ausgepackt: Mallorcabraun ist in." Die Kritik richtet sich in erster Linie dagegen, dass das Aussehen der Models als gesund gelten soll.

Warnung vor Tanorexie

Kritik kommt auch von Gesundheitsorganisationen wie der Schwedischen Krebsgesellschaft, die vor den Folgen zu intensiven Sonnen- oder Solarienbadens - auch Tanorexie genannt - warnt. Ob die Bräune tatsächlich echt ist oder aus dem Computer kommt, sei egal: "Gleichgültig, wie H&M zu seinem gebräunten Model gekommen ist, ob durch Sonnenbäder oder Bildbearbeitung, der Effekt ist der gleiche: H&M sagt uns, wir sollen sehr gebräunt an den Strand gehen", hieß es gegenüber der Tageszeitung "Dagens Nyheter".

Entschuldigung

H&M hat auf die Kritik reagiert und sich entschuldigt. "Es war nicht unsere Absicht, ein spezifisches Ideal zu postulieren oder zu gefährlichem Verhalten zu ermutigen. Es ging darum, unsere neueste Sommerkollektion zu präsentieren", erklärte der Konzern in einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Man werde die Kritik intern diskutieren und bei künftigen Kampagnen berücksichtigen.

Politik greift ein

Die Kontroverse um Bildmanipulation in Medien und Werbung hat inzwischen auch die Politik erreicht. So hat Israel als erstes Land der Welt ein Gesetz gegen Photoshop-Manipulationen erlassen. Auch sollen nur mehr gesund aussehende Models für Modeschauen gebucht werden. In Österreich ist die SPÖ auf das Thema aufmerksam geworden und fordert eine Kennzeichnungspflicht für Bildmanipulation bei Plakaten (der WebStandard berichtete). Ob derartige Forderungen in der Realität durchgesetzt und kontrolliert werden können, ist jedoch anzuzweifeln. (Birgit Riegler, derStandard.at, 15.5.2012)