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Der siegreiche Investor Daniel Loeb zieht in den Yahoo-Verwaltungsrat, nachdem er den nunmehrigen Ex-Chef Scott Thompson beim Schummeln im Lebenslauf ertappt hatte - und nicht lockerließ.

Foto: Reuters/dapd

Daniel Loeb schreibt gerne öffentliche Briefe: "Machen Sie, was Sie am besten können: Ziehen Sie sich in Ihr Haus in den Hamptons zurück, wo Sie Tennis spielen und mit ihresgleichen kuscheln können", zitiert die FTD aus einem davon. Gemeint war Irik Sevin, Chef eines Gasunternehmens, der bald darauf seinen Hut nahm.

"Stirb, Prem, stirb!"

Seine öffentlichen Briefe sind aber geradezu zimperlich im Vergleich zu jenen Texten, die Loeb an Kollegen schreibt. Auf Prem Watsa, Chef des kanadischen Versicherers Fairfax Financial und ein weiteres seiner Feindbilder, referierte Loeb in E-Mails an seine Mitstreiter in Sätzen wie "Bück dich, Prem Watsa, die Hedgefonds haben etwas Besonderes für dich" oder "Stirb, Prem, stirb!". Fairfex bezeichnete er als "Hitler selbst". Die E-Mails kamen später im Zuge eines Gerichtsverfahrens ans Licht und lassen an die schlimmsten Klischees von Finanzheuschrecken denken.

"Activist Investor"

Daniel Loeb und sein New Yorker Hedgefonds Third Point sind das, was die Finanzwelt unter einem "Activist Investor" versteht. Als Minderheitsaktionär versucht er, Veränderungen im Management durchzusetzen. Auch mit Yahoo ist ihm das jetzt gelungen und zwar im großen Stil: Scott Thompson konnte sich nicht an der Spitze des Internetunternehmens halten, nachdem Loeb aufdeckte, dass er in seinem Lebenslauf geschummelt hatte. Die Nachfolge ist offen, und Yahoo wird Schwierigkeiten haben, bald jemanden zu finden, der das Unternehmen siegreich gegen Konkurrenten wie Google führen kann. Thompson soll laut Wall Street Journal Kollegen vor seinem Rückzug erzählt haben, dass er Krebs habe.

5,8 Prozent an Yahoo

Loeb hält über seinen Hedgefonds Third Point 5,8 Prozent an Yahoo und übt seit seinem Einstieg Druck auf die Entscheidungsträger bei Yahoo aus. Nach dem Sturz Thompsons, der nun sang- und klanglos das Unternehmen verließ, wird Loeb insgesamt drei Sitze in dem Gremium bekommen, einen davon besetzt er selbst. Es ist der zweite unrühmliche Abgang eines Yahoo-Chefs in kurzer Zeit. Thompsons Vorgängerin Carol Bartz war gefeuert worden, weil sie es nicht geschafft hatte, den Umsatzschwund des Unternehmens zu stoppen. Auch Bartz war ein Ziel von Loebs Angriffen. Nach ihrem Abgang schrieb Loeb in gewohnter Manier, dass er ihren Abgang zwar begrüße, aber nicht versteht, warum die Entscheidung angesichts ihrer miserablen Arbeit so lange gedauert hat.

Erfolgreich trotz Verleumdungsklagen

Trotz Verleumdungs- und anderer Klagen ist Loeb mit seiner Strategie erfolgreich. Sehr erfolgreich. Seine Firma verwaltet ein Vermögen von mehreren Milliarden Dollar, privat bewohnt der 50-jährige Milliardär und Vater dreier Kinder ein 45-Millionen-Dollar-Penthouse. Er sammelt Kunst, seine Frau ist Yoga-Lehrerin. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 15.5.2012)