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Mäuse im mittleren Alter lebten nach der Gentherapie durchschnittlich um fast ein Viertel länger, berichten die Forscher aus Madrid.

Foto: REUTERS/Shannon Stapleton

Heidelberg/Madrid - Eine experimentelle Gentherapie hat das Altern erwachsener Mäuse verlangsamt, ihnen zu einer besseren Gesundheit verholfen und damit für ein längeres Leben gesorgt. Die Forscher regten mit ihrer Therapie die Zellen der Mäuse zur Bildung des Enzyms Telomerase an. Telomerase rekonstruiert die die sogenannten Telomere, die Endstücke der Chromosomen. Diese sorgen für Stabilität bei der Erbinformation. Derzeit nimmt man an, dass der stete Abbau der Telomere im Laufe eines Lebens mitverantwortlich ist für den Alterungsprozess.

Nach der Behandlung am Spanish National Cancer Research Centre in Madrid hätten die Tiere eine drastische Verbesserung der Gesundheit, Fitness und Langlebigkeit gezeigt, berichtete die europäische Wissenschaftsorganisation EMBO in Heidelberg, in deren Journal "EMBO Molecular Medicine" die Studie veröffentlicht wurde. So habe die Therapie im Alter von einem Jahr das Leben der Mäuse um durchschnittlich 24 Prozent verlängert. Im Alter von zwei Jahren ließ sich die Lebensdauer auf diese Weise im Durchschnitt um 13 Prozent erhöhen. Normalerweise leben Mäuse in der Tierhaltung zwischen zwei und drei Jahre. Das Krebsrisiko habe sich durch die Therapie nicht erhöht - wie in einigen vorhergegangenen Versuchen mit jüngeren Tieren.

"Gentherapie wird normalerweise als Möglichkeit angesehen, Gene in Zellen zu bringen um genetische Defekte oder Krankheiten zu korrigieren", sagte Maria Blasco, eine der Hauptautoren der Studie. Allerdings könne man auch das Altern als eine Art fehlerhafte Genfunktion betrachten. "Dann ist die Gentherapie eine wirkungsvolle Strategie, um das Altern zu verlangsamen und die Lebensspanne zu erhöhen."

Weitere Tests

Die Arbeit sei wichtig, um zu zeigen, dass diese Gentherapie recht sicher sei, kommentierte Utz Herbig von der New Jersey Medical School (NJMS) im selben Journal. Sie müsse nun aber an anderen Säugetieren erprobt werden, die wesentlich länger leben als Mäuse. Die Versuchsmäuse von Basco erreichen ohne Therapie ein Alter von rund drei Jahren.

Das Enzym Telomerase verlängert die Telomere, die die Erbgutstränge in der Zelle abschließen. Mit jeder Zellteilung werden diese Enden ein Stück kürzer, so dass sie im Laufe des Lebens schrumpfen. Bei Neugeborenen haben sie die volle Länge. Ein Team um Blasco hatte bereits eine junge "Supermaus" geschaffen, die länger lebt, und 2008 im Fachjournal "Cell" darüber berichtet. Die Molekularbiologin erhielt für Arbeiten zur Telomerase ebenfalls 2008 den renommierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft. (APA/red, derstandard.at, 15.5.2012)