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Thomas Gottschalk.

Foto: AP

In seinen Adern fließe Fernsehen, dachte man, so wie er sich durch alle Peinlichkeiten hindurch zu Wetten, dass ...?-Sensationen hochgeplappert hat. Doch mit der Wettsendung verließ ihn die Leichtigkeit, dann alle ARD-Geduld; und nun ist er ein Moderator, der am Ort seiner Niederlage (Gottschalk live) gegen weiteren Prestige- wie Nimbusverlust ankämpfen muss (bis 7. Juni).

Klar: Noch viel blöder, als abrupt abgesetzt zu werden, muss wohl sein, als Diva abgesetzt zu werden und weitermachen zu müssen - in der Vorabend-Todeszone mit einem zum Ableben bestimmten Format. Am Montag war also bisweilen Kunstlachen bei gleichzeitig leeren Augen zu entdecken. Punktuell wirkte Gottschalk auch wie ein Pfarrer, der seine Gemeinde erstmals begrüßt.

Nicht immer jedoch: Es ist eine Sendung, die nun Bürgerwünsche erfüllt, also menschliche Züge trägt, die "mir Spaß machen" (Gottschalk), und mit Selbstironie eigene Wunden versorgt. So liest Thomas vor, wie eine Gabriele erklärt, dass dies Format scheitern musste, da sie um diese Sendezeit immer speise. "Ich esse bald auch um die Zeit", so der Blonde, der für Augenblicke der Alte wird und später auch beim Interview mit Zwillingen die Form hält.

Doch wie sich Kollege Reinhold Beckmann anschickte, sein Sozialprojekt Nestwerk zu promoten, das einen Fußball-Tag der Legenden veranstaltet, juckte es Gottschalk, sich zu diesem Tag einladen zu lassen. Und wie dies unter Applaus auch geschah, war's plötzlich wie bei Wetten, dass .. .?, wenn die Diva verkündete, welche Selbstbestrafung sie sich im Falle einer verlorenen Wette gönnen würde. Gottschalk - zur Zeit also der richtige Typ am falschen Sendeplatz. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 16./17.5.2012)