Was hier passiert ist? "Auf jeden Fall kein Selbstmord", weiß "Tatortreiniger" Schotty, für schräge Späße gut.

Foto: ard

Wien - Wenn der Tatortreiniger kommt, ist alles erledigt: Polizisten, Kriminologen, Gerichtsmediziner sind lange auf Mörderjagd, die Leiche ist entfernt, alle Spuren gesichert: "Hier is nix mehr", meint denn auch Schotty und lässt sich gemütlich schmatzend am Sofa des Ermordeten nieder mit Blick aufs Fußballmatch am Fernsehschirm. Den Mundschutz hat er über die Stirn geklemmt, den weißen Arbeitsanzug hat er noch an, auf den Knien zeichnet sich zartes Rot ab. Hinter ihm blitzen rote Blutspritzer aus dem Badezimmer. "Was ist denn passiert?", wird die überdrehte Besucherin fragen, als sie den Reiniger beim Großreinemachen überrascht. "Wissen wir noch nicht", sagt er. "Auf jeden Fall kein Selbstmord."

Das ist natürlich alles blanker Unsinn und hat mit Mördersuche garantiert nichts zu tun. Derbe Späße dieser Art ist die Spezialität von Arne Feldhusen. Christoph Maria Herbst ließ er als grimmigen Bürochef Stromberg bissig scherzen. Nun schickt er Bjarne Mädel als Putztrupp los, um das im deutschen Fernsehen überstrapazierte Krimigenre gründlich zu plündern und zu entrümpeln. Alle Zweifel, dass es sich bei Der Tatortreiniger nicht um die herkömmliche Krimigeschichte handelt, dürften sich restlos auflösen, wenn irgendwann in der ersten Folge der Saubermacher in Unterhosen des Toten vor der Dame steht, die wiederum ihrerseits Prostituierte ist und sich eben frisch ans Werk machen will.

Nicht minder skurril mutet die Entstehungsgeschichte des Tatortreinigers an: Bis ins ARD-Programm schaffte es die NDR-Produktion nur über Umwege. Die Norddeutschen versteckten Mädel und seine Partie zunächst im Nachtprogramm. Erst als der renommierte Grimmepreis gewonnen war und die Jury die Unterlassung tadelte, schaffte es der Tatortreiniger ins Hauptprogramm. "So darf man mit gutem Fernsehen, das man selbst in Auftrag gegeben hat, nicht umgehen", sagte ein Jurymitglied. Gut, dass der Schnitzer jetzt ausgebessert wird. (Doris Priesching, DER STANDARD, 16./17.5.2012)