Graz - Steigende Belastungen im beruflichen Alltag tragen zu einem Anstieg psychischer Erkrankungen wie beispielsweise Burnout bei. Das erzeugt nicht nur Leid bei den Betroffenen, sondern auch ökonomische Folgen für die Unternehmen. Konzepte zum Ausgleich von Belastungen, Beanspruchungs- und Stresserleben im beruflichen Kontext werden am Institut für Psychologie der Universität Graz analysiert und entwickelt. Ab Herbst können sich Führungskräfte in einer EU-geförderten kostenlosen Workshop-Reihe zum "Gesunden Führen" coachen lassen.

Die physische und psychische Gesundheit von Arbeitnehmern wird von unterschiedlichen Faktoren geprägt: Ernährung und Bewegung spielen ebenso eine Rolle wie soziale und ökonomische Faktoren - und die Frage der Berufsbelastung. Schlafstörungen, Angstzustände, Depressionen oder Bluthochdruck sind nur einige der Krankheitsbilder, die durch psychische Belastungen in der Arbeitswelt ausgelöst werden.

Die Leistung, Motivation und die Gesundheit der Mitarbeiter sei immer auch eine Frage, wie sehr sich die Führung eines Unternehmens Gedanken über die physische und psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter macht, so Paulino Jimenez, Psychologe im Bereich Arbeits-, Organisations- und Umweltpsychologie der Uni Graz. Leistungserbringung, soziale Kontakte und finanzielle Absicherung wirken positiv, während sich schlechte körperliche Arbeitsbedingungen oder Stressfaktoren wie Organisationsprobleme, Zeit- und Leistungsdruck negativ auf Wohlbefinden und Gesundheit auswirken. "Hier müssen wir das Übel an der Wurzel packen", so Jimenez.

" 'Gesundes Führen' bedeutet, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit von Führungskräften und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen zu erhalten, wieder herzustellen oder zu verbessern", so der Arbeitspsychologe. Dazu zählen u.a. die Arbeitsbelastung und Fragen nach Handlungsspielräumen bei der Arbeit ebenso wie Anerkennung, das Empfinden von Gerechtigkeit, gemeinsame Wertvorstellungen und die Förderung des Gesundheitsbewusstseins der Mitarbeiter, führt Jimenez an.

Führungskräften und Unternehmenrn wird nun Im Rahmen des EU-Projekts "Chance4Change" die Möglichkeit geboten, an einer anonymen Befragung teilzunehmen und ein Online-Feedback zum persönlichen Führungsstil bzw. zum Führungsstil innerhalb des Unternehmens zu erhalten. Interessenten, die daraufhin mehr zum Thema "Gesundes Führen" erfahren wollen, können im Herbst an einer kostenlosen Workshopreihe teilnehmen. "Insgesamt können wir rund 50 Plätze anbieten", so Jimenez. (APA, 16.5.2012)