Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone wäre eine schreckliche Sache - für die Griechen und für ganz Europa. Aber ein Verweilen in jahrzehntelanger Depression wäre noch viel schlimmer.

Griechenland hätte der Währungsunion nie beitreten dürfen und hat seither fast alles falsch gemacht. Diese Fehler rächen sich nun. Mit einem festen Wechselkurs hat das Land keine Chance, jene Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen, die über Exporte neue Jobs und Wachstum schafft und damit auch den riesigen Schuldenberg verkraftbar macht.

Wenn sich die Währungsrelationen nicht ändern können, dann müssen die Löhne drastisch fallen, damit die Leistungsbilanz wieder ins Gleichgewicht kommt. Doch eine brutale deflationäre Spirale halten die Griechen nicht aus - siehe das jüngste Wahlergebnis und die gescheiterte Regierungsbildung. Eine eigene Währung erlaubt eine Abwertung, die zum gleichen Ergebnis führt - und das mit viel weniger Schmerzen.

Dem ökonomischen Schock würde bald darauf ein Aufschwung folgen - wie einst in Südkorea und Argentinien, wie zuletzt in Island. Die technischen Hürden für die Einführung einer neuen Währung sind gewaltig, aber nicht unüberwindbar. Und die EU-Verträge werden einem Ende mit Schrecken nicht im Wege stehen. Ein Austritt aus dem Euro ist zwar in ihnen nicht vorgesehen, aber die EU hat immer schon kreative Lösungen gefunden, wenn es nötig war. (Eric Frey, DER STANDARD, 16./17.5.2012)