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Trifft man auch manchmal: den Napoleon-Lippfisch (Cheilinus undulatus), einer der größten Korallenfische des Roten Meeres.

Foto: Robert Harding Specialist Stock/Corbis

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Anreise & Unterkunft

Unterkunft: Fünf-Sterne-Resort Club Magic Life Kalawy Imperial, All Inclusive, eine Woche ab 799 Euro. Anreise: Regelmäßige Flüge nach Hurghada mit Fly Niki und Austrian Airlines.

Pauschalangebote bei Tui und Gulet.

Für Ägypten besteht eine partielle Reisewarnung für alle Saharagebiete. An den Tourismusorten am Roten Meer und in Oberägypten (Assuan und Luxor) ist laut Außenminsiterium aber von keinem besonderem Sicherheitsrisiko auszugehen: www.bmeia.gv.at

"Wie ein Gebirgsbacherl!" Der ältere, braungebrannte Mann, der bei Liegestuhl und Strohschirm seiner Begleitung ankommt, freut sich über die türkise Bucht. "Aber warm isses nicht." Im Moment hat er noch recht, im Lauf des Tages wird die ägyptische Sonne den schmalen Wasserstreifen, der etwa 50 Meter ins Land hineinreicht, noch ordentlich aufheizen. Viel ist nicht los, an diesem Sonntag am Strand des Resorts Magic Life Kalawy Imperial eine Autostunde südlich von Hurghada: Pensionisten, ein paar jüngere Pärchen, etliche Kinder. Am Nachmittag zeigt ein Profispieler in der Strandbar Kartentricks.

Die meisten Resorttouristen am Roten Meer setzen auf hochgradige Bewegungslosigkeit, Tage im Liegestuhl, die lediglich von Mahlzeiten unterbrochen werden. Aber nicht alle Gäste sind allein des Strandes wegen hier. Manche kommen auch nur wegen des Wassers. Oder dem, was sich unter dem Wasser verbirgt. Auch im Magic Life Club watscheln alle paar Stunden kleine Grüppchen von Menschen in Neoprenanzügen den Strand entlang und über einen langen Steg zum Hausriff. Kleine Boote fahren an windstillen Tagen hinaus, um Tauchspots im näheren Umkreis abzugrasen. Und von dem nahegelegenen Hafen Port Safaga stechen die größeren Tauchboote in See, um sich auf die Riffe in- und außerhalb der großen Soma Bay zu verteilen.

Das Tauchen, das im Roten Meer mit seiner prachtvollen Unterwasserwelt zum Volkssport geworden ist, macht die Resorts an der sandigen Küste zu unkomplizierten Herbergen für Unterwasserfreaks. Die fortschreitende Erschließung der ägyptischen Küste als subtropisches Naherholungsgebiet der Europäer, macht die Heerscharen der Pauschaltouristen zu potenziellen Froschmännern und -frauen.

Peitschenschläge vom "Onkel"

Auch "Onkel Murat" taucht. Allerdings macht er es beruflich. Er ist einer der "Magic Divers" in Kalawy, lebt praktisch im Resort, um einen Teil der tausenden Hobbysportler durchs Wasser zu geleiten. Murat weiß, wie er die Leute anpacken muss. Er verfügt über jene Art von routiniertem Humor, der sich durch lange Erfahrung als Trainer und Gruppenverantwortlicher zurechtgeschliffen hat: Er verlangt Ansprache als "Onkel", männliche Tauchschüler nennt er "Mädels". Grobe Fehler unter Wasser bedroht er mit Peitschenschlägen, die wahlweise mit dem Spendieren einer Dose Red Bull abgegolten werden können. Beim Briefing bleibt er ernst und geduldig, bis er das Gefühl hat, dass alle verstanden haben. Anfänger, die ihre Pressluftflaschen schnell ausatmen, findet er scherzhaft gut, weil das seine Tauchgänge verkürzt. Wie seine deutschen und Schweizer Kollegen kennt er die Tauchplätze, wo er seit Jahren taucht und Touristen führt, in und auswendig.

In der Hochsaison im Sommer haben die Guides alle Hände voll zu tun. Am Hausriff gibt es fünf Tauchgänge pro Tag. Draußen in der großen Soma Bay drängen sich dann die Boote der Hotels und Tauchveranstalter jeweils um die Tauchspots wie ein Rudel Katzen um den Futternapf. An starken Tagen herrscht auch unter Wasser reger Querverkehr. Immer wieder kommt es vor, dass orientierungslose Taucher beim falschen Boot auftauchen und wieder weggeschickt werden. Hier, in der Soma Bay, sei aber dennoch noch nicht so viel los wie oben in Sharm el Sheik, erklären die Guides. Aber natürlich schon viel mehr als im unerschlossenen Süden der ägyptischen Küste.

Besuch auf dem Friedhof

Dass man hier mit den Fischen selten allein ist, ist der Preis, der für die leicht zugängliche wie eindrucksvolle Unterwasserwelt gezahlt werden muss. Es liegt ein eigenartiger Kontrast zwischen der absoluten Kargheit an Land und der farbenprächtigen Lebendigkeit, die ein paar Meter darunter liegt. Schon nach ein paar Tauchgängen am Hotelriffs werden eindrucksvolle Unterwassergenossen wie der Blaupunkt-Rochen oder den Teppich-Krokodilfisch zu alten Bekannten. Charakteristisch und auffällig geformte Geschöpfe wie der Napoleonfisch, der Papagaienfisch oder der Picassofisch lassen selbst zoologisch desinteressierte Taucher ihre Buddies vergessen. Bestenfalls aber nur kurz.

Natürlich gibt es auch im Roten Meer Wracks. Eines davon, jenes der Fähre Salem Express verlangt Tauchern eine gewisse mentale Stärke oder zumindest einen leichten Hang zum Gruseln ab. Denn der Tauchgang zu dem hundert Meter langen Schiff ist ein Besuch auf einem Friedhof. Im Jahr 1991 sank die Fähre, Hunderte Menschen überlebten das größte Schiffsunglück des Roten Meeres nicht. Das Wrack wurde später zugeschweißt, der Ort zur monumentalen Unterwassertotenstadt. Der Friedhof ist gut besucht. Die Fantasie sollte nicht ausufern, wenn hier beim Tauchgang die Lebenden um die Toten schweben. (Alois Pumhösel, Rondo, DER STANDARD, 18.5.2012)