Nur sieben Prozent lehnen Naturheilmittel ganz ab.

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Wien  - Phytotherapie im Umbruch. Der Markt, den früher in Europa vom Kamillentee bis zum Johanniskraut altbekannte pflanzliche Präparate dominierten, wird zunehmend international. Nicht immer ist die Qualität aber optimal und kontrolliert. "China steckt irrsinnig viel Geld und Manpower in Erforschung und Produktion von TCM-Mitteln, um sie in Europa und dem USA auf den Markt zu bringen", sagte Brigitte Kopp vom Institut für Pharmakognosie der Universität Wien bei einer Pressekonferenz in Wien.

"In der Phytotherapie werden vor allem Gesamtextrakte von Pflanzen verwendet. Weltweit werden rund 70.000 Pflanzenarten benutzt, in Österreich sind es rund 200, dazu kommen noch etwa 500, die in der Volksmedizin eingesetzt werden", erklärte die Expertin. Generell könne man sagen, dass Phytopharmaka, die auch als solche zugelassen sind, breite Wirkung bei zumeist geringeren Nebenwirkungen als synthetische Monosubstanzen in Arzneimitteln haben.

Naturheilmittel auf dem Vormarsch

Das Feld erfreut sich großer Beliebtheit. Karin Kraft, Internistin und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Phytotherapie, zitierte Daten aus einer repräsentativen Allensbach-Umfrage mit rund 1.800 Deutschen über 16 Jahren als Auskunftspersonen aus dem Jahr 2010: "72 Prozent geben an, schon Naturheilmittel eingenommen zu haben. Nur sieben Prozent lehnen sie ganz ab." 1970 hatten bei einer gleichlautenden Umfrage 52 Prozent der Deutschen angegeben, bereits Naturheilmittel verwendet zu haben, im Jahr 2000 waren es 62 Prozent.

Die Klassiker in der Klinischen Forschung mit Phytotherapeutika sind nach wie vor Ginkgo (Gehirndurchblutung), Johanniskraut (Depressionen) und die Traubensilberkerze (Wechselbeschwerden). Doch zunehmend kommen auch Produkte als anderen Weltregionen auf den Markt, zum Teil auch bloß als Nahrungsergänzungsmittel und damit ohne entsprechende Qualitätskontrolle und Zulassung.

Auf der sicheren Seite sind die Konsumenten jedenfalls, wenn sie Phytopharmaka von einem auch schulmedizinisch arbeitenden Arzt mit entsprechender Ausbildung verschrieben bekommen und echte Phytopharmaka aus Apotheken beziehen. Roger Eltbogen, Gynäkologe und Präsident der Schweizer Gesellschaft für Phytotherapie: "70 bis 80 Prozent der Beschwerden, besonders Probleme in der Menopause, lassen sich mit Phytotherapeutika behandeln." In den kommenden Tagen findet in Wien der Kongress der österreichischen, Schweizer und deutschen Gesellschaften für Phytotherapie statt. (APA, 16.5.2012)