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Der frühere liberianische Staatschef Charles Taylor.

Foto: EPA/EVERT-JAN DANIELS/POOL

Den Haag - Der frühere liberianische Staatschef Charles Taylor hat dem internationalen Sondertribunal für die Verfolgung der Kriegsverbrechen in Sierra Leone die Manipulation von Zeugen vorgeworfen. Zeugen seien von der Anklage "gekauft, gezwungen und in zahlreichen Fällen mit Drohungen" zur Aussage gezwungen worden, sagte der 64-Jährige am Mittwoch in Leidschendam bei Den Haag. Er wurde von dem Gericht Ende April wegen Kriegsverbrechen schuldig gesprochen. Das Strafmaß soll am 30. Mai verkündet werden, die Anklagevertretung hat 80 Jahre Haft beantragt.

Intrige des Westens

Taylor selbst wies alle Vorwürfe zurück. In seiner letzten Stellungnahme vor der Festlegung des Strafmaßes stellte sich der 64-jährige frühere Präsident Liberias als Opfer einer von den USA angeführten politischen Intrige des Westens dar. Er habe keine der ihm zur Last gelegten Kriegsverbrechen begangen, sondern vielmehr versucht, während des Bürgerkriegs in seinem Nachbarland Sierra Leone Frieden zu stiften.

Taylor warf der internationalen Justiz vor, Konflikte in Afrika aus einer rein westlichen Perspektive zu beurteilen und zudem mit zweierlei Maß zu messen. So sei der frühere US-Präsident George W. Bush für Folter und den Tod vieler Zivilisten während des Irak-Krieges verantwortlich, ohne dass ihn jemand dafür vor Gericht stelle.
Taylor wurde von dem internationalen Tribunal für schuldig befunden, als Präsident Liberias während des Bürgerkriegs im benachbarten Sierra Leone die Rebellen der Revolutionären Vereinten Front unterstützt zu haben, um sich zu bereichern. Taylor habe „eine wesentliche Rolle" bei den von den Rebellen begangenen Verbrechen gespielt. Während des elfjährigen Bürgerkriegs in Sierra Leone wurden in den Jahren 1991 bis 2002 etwa 120.000 Menschen getötet.
(APA/dpa, 16.6.2012)