Almaty/Moskau - Der kasachische Regisseur Bolat Atabajev darf wegen eines Verbots seiner autoritär regierten Heimat wohl nicht zur Verleihung der Goethe-Medaille Ende August nach Weimar reisen. Das berichtete der Rundfunksender Radio Free Europe/Liberty (RFE/RL) am Mittwoch aus der kasachischen Stadt Almaty. Atabajev werde die Teilnahme an einem Ölarbeiterstreik im Dezember 2011 im Westen des rohstoffreichen Landes vorgeworfen. Damals waren bei Unruhen mehr als zehn Menschen ums Leben gekommen. Die Justiz des zentralasiatischen Landes werfe Atabajev vor, die Menge aufgewiegelt zu haben.

Nach Angaben des Senders darf der Regisseur des Deutschen Theaters Almaty die Stadt vorerst nicht verlassen. Die Goethe-Medaille wird jährlich vom Goethe-Institut verliehen. RFE/RL zitierte einen Kollegen des Künstlers mit den Worten, Atabajev sei aus Enttäuschung über die Führung der Ex-Sowjetrepublik zu den Ölarbeitern nach Schanaosen gefahren und habe mit ihnen gesprochen. Er könne sich nicht vorstellen, dass der Regisseur "Öl ins Feuer" gegossen habe.

Neben Atabayev werden die litauische Literatur- und Theaterwissenschaftlerin Irena Veisaite und der bosnische Autor Dzevad Karahasan mit der Goethe-Medaille 2012 geehrt. Die Auszeichnung soll am 28. August in Weimar überreicht werden. (APA, 16.5.2012)