Warhol-Ausstellung im Museum Judenplatz

Foto: PID/W.Schaub-Walzer

Andy Warhol "Franz Kafka, 1980"/ © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts.Inc./VBK, Wien 2011. Courtesy Ronald Feldman Fine Arts, New York

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Im Jahr 1980 schuf Andy Warhol eine Serie von Porträts wichtiger jüdischer Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Die Idee dazu stammte von Warhols Freund, dem früheren Anwalt und heutigen Kunsthändler Ronald Feldman. Feldman hatte Warhols Porträt von Golda Meir gesehen und inspirierte ihn zu einer Auseinandersetzung mit der jüdischen Geisteswelt. Unmittelbar nach der Präsentation der Serie „Ten Portraits of Jews of the Twentieth Century" brach in den USA ein Sturm der Entrüstung aus. Warhol sei nur auf Gewinn aus, er trivialisiere wichtige historische Figuren, es sei eine eindimensionale Arbeit, die die Juden ausbeute. US-Kritiker bezeichneten die Serie der zehn Juden als „Jewploitation". Kritisiert wurde auch die Auswahl der Persönlichkeiten und die Tatsache, dass Warhol kein Jude war. Dennoch wurde die Serie quer durch die USA immer wieder ausgestellt, vor allem in jüdischem Kontext, in Synagogen, jüdischen Gemeindezentren, etc. Aus einer Liste mit fast 100 Namen berühmter Juden wurden zehn ausgewählt. Zehn Juden (mit den Marx-Brothers sind es eigentlich zwölf), die nicht nur prominent waren, sondern die größten Denker, kreativen Talente oder Führungspersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sigmund Freud, Albert Einstein, Martin Buber oder Gertrude Stein. Auch wenn die Porträts als oberflächlich abgetan wurden, sorgten die Arbeiten dafür, dass sich viele Menschen mit der Geschichte und den Leistungen der Porträtierten auseinandersetzten.

2008 zeigte das Jewish Museum New York die Serie in einem neuen Kontext. „Warhols Jews, 10 Portraits reconsidered" und stellte die jüdischen Porträts in Zusammenhang mit der Kontroverse, die sie ausgelöst hatten. Das Jüdische Museum Wien betrachtet die Porträts aus einem ganz neuen Blickwinkel: Wer ist die Person, die Warhol zu dieser Serie überredete? Der Anwalt Ron Feldman hängte seine berufliche Karriere an den Nagel und stieg in den Kunsthandel ein. Seitdem führt er mit seiner Frau Frayda in New York eine erfolgreiche Galerie. Feldmans Familie stammte ursprünglich aus Graz. Wie hat er Andy Warhol kennengelernt, wie war es, mit ihm zu arbeiten, wie lief die Diskussion über den Auswahlprozess, wer stand auf der Liste der Genies und warum? Diese und viele andere Fragen hat Danielle Spera Ron Feldman gestellt. Das Interview mit ihm ist neben den Porträts der „Jüdischen Genies", wie Warhol sie nannte, ein Kernstück der Ausstellung. Außerdem ist ein Warhol-Porträt André Hellers zu sehen, der Warhol 1981 während seines Wienbesuches die Stadt zeigte. Der Wienbesuch Warhols wurde auch fotografisch festgehalten. Diese Fotoserie stammt von Gabriela Brandenstein. Die Sammlung WestLicht Wien hat dem Jüdischen Museum einige Porträts zur Verfügung gestellt, die berühmte Fotografen, z.B. Helmut Newton, von Andy Warhol angefertigt haben.

Kuratorinnen: Danielle Spera, Astrid Peterle

Noch bis 28. Oktober 2012