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Habe die Ehre, ihr Reds.

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Liverpool - Kenny Dalglish ist nicht mehr Trainer des FC Liverpool. Der 61-jährige Schotte musste seinen Posten nach Gesprächen über den Saisonrückblick mit den Eigentümern in Boston räumen. "Es war mir eine Ehre, wieder für Liverpool zu arbeiten", sagte die lebende Legende der Reds, der mit Liverpool als Spieler sechs Mal die Meisterschaft und drei Europapokal-Siege feierte.

Obwohl Dalglish in seiner ersten vollen Saison der zweiten Ära als Trainer (drei Liga-Titel und zwei FA Cups beim ersten Anlauf) den Liga-Pokal gewann und im FA Cup erst im Finale gegen Champions League-Finalisten Chelsea scheiterte, war wegen der enttäuschenden Liga-Saison für die Eigentümer die Zeit gekommen, um einen personellen Wechsel am Trainerstuhl zu vollziehen.

Dalglish hatte Liverpool im vergangenen Jahr etwa zur Meisterschaftshälfte vom nunmehrigen England-Cheftrainer Roy Hodgson übernommen. Es gelang ihm, Ruhe in den damals von Eigentümerkonflikten, Schulden und Misserfolg gebeutelte Traditionsklub zu bringen. 

Ziel Champions League verpasst

Der Umbau der Mannschaft verlief aber trotz signifikanter Transferausgaben nicht sehr glücklich. Zwar spielte die Mannschaft wieder schöneren Fußball , der Erfolg, (vor allem in Form einer Rückkehr in die Champions League) blieb aber aus. Der nur achte Platz in der Meisterschaft 2011/12 bedeutete das schlechteste Abschneiden seit der Saison 1993/94.

Nicht immer war Fortuna Dalglishs Mannen hold. Neben der umstrittenen Entscheidung im FA Cup-Finale, ein Tor von Klubrekordtransfer-Stürmer Andy Carroll nicht zu geben, war Liverpool auch die Mannschaft mit den meisten Stangen- und Lattentreffern in Europas Topp-Ligen.

Nette Worte zum Abschied

"Die Entscheidung fiel weder leicht noch hastig", kommentierte der Klub den Vorgang. "Ich bin natürlich enttäuscht", sagte Dalglish, der sich aber für die "ehrbare und respektvolle" Vorgehensweise der Klubführung bedankte. "Kenny wird immer Teil der Anfield-Familie sein", streute diese ihm Rosen. "Er hat mehr für die Stabilisierung des Klubs getan, als jeder andere".

Wer Dalglish nachfolgt ist noch nicht bekannt. In den vergangenen Tagen waren unter anderem Rückkehrgerüchte von Champions League-Erfolgscoach Rafael Benitez im Umlauf, aber vor allem Wigan-Trainer Roberto Martinez gilt als heißer Kandidat. Wie der Guardian meldet, sollen Dortmunds Jürgen Klopp, der seit dem Chelsea-Abgang arbeitslose Andre Villas-Boas und Marseilles Didier Deschampes auf der Wunschliste stehen. Liverpool sucht auch nach einem neuen Co-Trainer. Steve Clarke legte sein Amt aus Loyalität zu Dalglish zurück. Gefahndet wird bei den Reds auch nach einem Sportdirektor. Ein Wunschkandidat für diesen Posten, wenn auch ein unwahrscheinlicher, soll Johann Cruyff sein. (tsc, derStandard.at, 16.5.2012)