Salzburg - Mehrere Stunden wurde Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SP) am Mittwoch im Schadensersatzprozess rund um die Osterfestspielaffäre befragt. Sie erklärte im Zeugenstand, dass man sich in den Kuratoriumssitzungen vor allem mit der finanziellen Situation der Osterfestspiele beschäftigt habe. Einer Kontrollfunktion sei man sich nicht bewusst gewesen.

Das Kuratorium, dem die Landeshauptfrau als geschäftsführende Präsidentin der Karajan-Stiftung vorstand, sei fälschlicherweise als Aufsichtsrat eingeschätzt worden, betonte Burgstaller. In den Statuten der Stiftung stehe, dass diese für die künstlerische Entwicklung der Osterfestspiele verantwortlich sei und kein Kontrollorgan. Obwohl die Karajan-Stiftung mit 98 Prozent Anteil an der Osterfestspiele GmbH Hauptgesellschafter war. Richterin Christine Außerhofer betonte, dass der Hauptgesellschafter die Kontrollfunktion übernehmen müsse, wenn kein eigener Aufsichtsrat existiere.

Die Bilanzübersicht sei dem Kuratorium unvollständig übermittelt worden, so Burgstaller: "Nur dreiseitige Prüfberichte wurden vorgelegt, detaillierte Jahresabschlüsse waren nicht bekannt." Zudem erklärte Burgstaller, das der ehemalige Geschäftsführer Michael Dewitte jahrelang eine Gehaltserhöhung verlangte, die sie aufgrund der schlechten finanziellen Situation der Osterfestspiele immer ablehnt hätte.

Die Osterfestspiele GmbH fordert in diesem Zivilprozess rund 1,5 Millionen Euro von zwei Rechtsanwälten, die laut Klägerin ohne rechtliche Grundlage Provisionen an den ehemaligen Geschäftsführer Michael Dewitte ausbezahlt haben sollen. Ebenso wird vom ehemaligen technischen Direktor der sommerlichen Festspiele und von einer Wiener Steuerberatungsfirma Schadenersatz gefordert. (ruep, DER STANDARD, 18.5.2012)