London/New York/Athen - Die Ratingagentur Fitch hat die Bonität Griechenlands erneut gesenkt. Die Langfrist-Bewertung werde auf "CCC" von zuvor "B-" gesenkt, teilte die Agentur am Donnerstag mit. Hintergrund sei die Gefahr, dass das angeschlagene Land die Eurozone verlassen könnte. Das Scheitern einer Regierungsbildung zeige die mangelnde öffentliche und politische Unterstützung für das mit den internationalen Kreditgebern vereinbarte Sparprogramm. Sollten auch die Neuwahlen im Juni keine sparwillige Regierung hervorbringen, wäre ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone "wahrscheinlich".

Angesichts der politischen Unsicherheit legte der Internationale Währungsfonds (IWF) als Kreditgeber unterdessen seine offiziellen Kontakte zu Griechenland bis zu den Neuwahlen auf Eis. Die IWF-Experten würden erst nach der Wahl am 17. Juni nach Athen zurückkehren und nicht mit der Übergangsregierung zusammenarbeiten, sagte ein IWF-Sprecher am Donnerstag in Washington.

"Nehmen zur Kenntnis, dass Wahlen ausgerufen wurden"

"Wir nehmen zur Kenntnis, dass Wahlen ausgerufen wurden, und freuen uns darauf, mit der neuen Regierung in Kontakt zu treten, wenn sie gebildet wurde", sagte der IWF-Sprecher. Ein genaues Datum, wann die IWF-Mission nach Griechenland zurückkehren werde, gebe es nicht.

Der IWF ist neben der EU wichtigster Geldgeber des hoch verschuldeten Landes. Er hatte sich im Mai 2010 mit Krediten von 30 Milliarden Euro am ersten Hilfspaket für Griechenland beteiligt. Im März sagte der Währungsfonds Athen dann erneut Hilfskredite in der Höhe von 28 Milliarden Euro zu. Im Gegenzug fordern IWF und EU strikte Sparmaßnahmen, die in Griechenland zunehmend auf Widerstand stoßen.

Die Parlamentswahlen vor zwei Wochen hatten zu einem Patt zwischen Befürwortern und Gegnern der Sparkurses geführt. Nach mehreren gescheiterten Versuchen der Regierungsbildung wurde am Donnerstag die Übergangsregierung von Panagiotis Pikrammenos vereidigt, deren Hauptaufgabe die Vorbereitung der Neuwahlen ist. Der 67-jährige Verwaltungsrichter war am Mittwoch von Präsident Karolos Papoulias mit der Regierungsbildung beauftragt worden. Dem Parlament in Athen stand nach seiner konstituierenden Sitzung für Freitag schon wieder seine Auflösung bevor, damit der Weg zu den Neuwahlen endgültig frei ist.

International besteht die Sorge, dass die Neuwahl auch keine funktionsfähige Regierung ergibt. In Umfragen liegt derzeit das radikallinke Parteienbündnis SYRIZA vorne, das die mit der EU und dem IWF vereinbarten Sparmaßnahmen strikt ablehnt, aber für den Verbleib in der Eurozone eintritt. EU und IWF lehnen eine Neuverhandlung der Abmachung zu Griechenlands Hilfspaketen ab. (APA, 17.5.2012)