Gewaltexzesse aus Langeweile: Christoph F. Krutzler, Nina Horváth, Robert Prinzler und Andrea Bröderbauer.

Foto: Marko Lipus

Wien - Das Volkstheater hatte eine neue Sicht auf Wolfgang Bauers Klassiker Magic Afternoon aus 1967 versprochen. Diese vermag der junge serbische Regisseur Milos Lolic zwar nicht zu liefern. Seine Inszenierung für den Schwarzen Salon ist aber rasant und textgetreu: Der schwüle Nachmittag findet nach nicht einmal einer Stunde sein jähes Ende.

Lolic setzt die Regieanweisungen beziehungsweise Bauers flehentliche Bitte, es müsse in der "Schlacht" zwischen Charly und Birgit "sehr brutal und laut hergehen", radikal um: Quasi aus dem Nichts heraus entlädt sich die aufgestaute Aggression. Lolic hat zudem ein sehr schönes Bild gefunden. Denn die beiden Paare, die mit ihrer Zeit nichts Sinnvolles anzufangen wissen, sitzen von Anfang an steif nebeneinander auf einer mit altrosa Stoff bezogenen Biedermeierbank.

Es gibt zwar körperlichen Kontakt, aber die Schauspieler schauen sich bei ihren Dialogen nie in die Augen: Sie stieren nur ins Publikum. Erst im Drogenrausch befreien sie sich aus ihrem Gefängnis, eben der Bürgerlichkeit, und erobern den Raum. Das Fehlen von Requisiten und auch der Musik - man hört nur Vogelgezwitscher - dürfte das Verstehen allerdings für jene, die den Text nicht kennen, schwierig machen. Denn man muss schon wissen, dass es sich um einen Globus handelt, wenn Charly und Joe eingeraucht "die Wölt ins Clo" schmeißen.

Robert Prinzler hat als Deutscher, auch wenn er assimilierungswillig ist, mit dem Folgesatz "und loß as obi" ziemliche Probleme. Christoph F. Krutzler, gebürtiger Steirer, hingegen ist als Charly grandios besetzt: eine Urgewalt! (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 18.5.2012)