Bild nicht mehr verfügbar.

Ayman al-Zawahiri tritt im September des Vorjahres in einem Video auf.

Foto: REUTERS/SITE

Washington - Der Anführer des Terrornetzwerks Al-Kaida, Ayman al-Zawahiri, hat die Bevölkerung Saudi-Arabiens zum Aufstand gegen ihre Herrscher aufgerufen. "Warum erhebt ihr euch nicht, die ihr die Söhne stolzer und starker Stämme seid, die den Tod nicht fürchten, um Erniedrigung und Unterdrückung abzuwerfen?", fragte der Ägypter in einer im Februar oder März produzierten gut sechsminütigen Videobotschaft, die am Donnerstag (Ortszeit) von dem auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierten US-Unternehmen SITE übersetzt wurde.

"Warum folgt ihr nicht dem Beispiel eurer Brüder in Tunesien, Libyen, Ägypten, Jemen und der Levante?", fragte Zawahiri mit Blickrichtung auf die Aufstände in der arabischen Welt. "Meine edlen Brüder, warum seid ihr geduldig mit der Herrschaft der Familie Saud, obwohl es hinsichtlich Korruption eines der schlimmsten Regime ist?" Zawahiri warf dem Königshaus auch vor, das Land den US-Truppen geöffnet zu haben, gegen die Islamisten vorzugehen und Amoralität in den Medien zu verbreiten.

Proteste im Keim erstickt

Als die Massenproteste in Tunesien und Ägypten im Vorjahr die dortigen Despoten stürzten, hatten Behörden und Geistlichkeit in Saudi-Arabien die Bürger massiv unter Druck zu setzen versucht. Der Großmufti von Saudi-Arabien, Abdel Aziz al-Sheikh, hatte die Volksaufstände in arabischen Ländern als von "Feinden des Islam gesteuerte chaotische Aktionen" verurteilt, deren Ziel es sei, "die muslimische Welt zu spalten". Die "Feinde des Islam und ihre Knechte" stifteten zur Revolte an, um "die muslimische Nation im Herz zu treffen und sie zu spalten", war der höchste geistliche Würdenträger des Königreichs zitiert worden. Saudi-Arabien hatte im März 2011 Soldaten in den Golfstaat Bahrain geschickt, um die Proteste der dortigen schiitischen Mehrheitsbevölkerung gegen die sunnitische Königsherrschaft niederzuschlagen.

Bei der schiitischen Minderheit im Osten Saudi-Arabiens gab es seit vergangenem Frühjahr wiederholt Proteste, die teils gewaltsam niedergeschlagen wurden. Eine breite Protestbewegung wie in anderen arabischen Staaten blieb jedoch aus. Dank der riesigen Ölvorkommen und der hohen Ölpreise verfügt die Regierung Saudi-Arabiens über große Einnahmen, die es ihr ermöglichen, der Unzufriedenheit über soziale und wirtschaftliche Probleme durch eine Erhöhung von Löhnen und andere Geldzuwendungen zu begegnen.

Die USA vermuten Ayman al-Zawahiri in Pakistan. "Wir nehmen an, dass Zawahiri, der die Führung von Osama Bin Laden erbte, irgendwo in Pakistan ist", sagte US-Außenministerin Hillary Clinton kürzlich. (APA, 18.5.2012)