Bild nicht mehr verfügbar.

Gut drauf, schlecht drauf.

Foto: APA

Wien  - Am Tag nach einer der schmerzhaftesten Niederlagen der vergangenen Jahre hat bei der Wiener Austria die Aufarbeitung der verkorksten Saison begonnen. Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer und sein für den sportlichen Bereich zuständiger Kollege Thomas Parits begannen am Freitag mit einer umfassenden Analyse der abgelaufenen Spielzeit, die für die "Veilchen" durch das 1:3 bei Sturm Graz erstmals seit zehn Jahren mit dem Verpassen eines Europacup-Startplatzes endete. Welche Folgen dies für Trainer Ivica Vastic haben könnte, wird am Montagabend im Rahmen einer Sitzung des Verwaltungsrats entschieden.

Der Vertrag des Ex-Teamspielers hätte sich im Falle einer Qualifikation für die Europa League automatisch verlängert, nun scheint der Abschied des 42-Jährigen fix. Für Kraetschmer hatte das enttäuschende Abschneiden aber nicht nur mit Vastic zu tun. "Ich verwehre mich dagegen, den vierten Platz ausschließlich am Trainer festzumachen und zu glauben, mit einem neuen Trainer wird alles gut", sagte der Wiener, dessen Club eine Option auf Verlängerung des Vastic-Kontraktes besitzt.

Kraetschmer will in die Tiefe gehen

Kraetschmer warnte vor Schnellschüssen. "Wichtig ist, dass man jetzt in die Tiefe geht. Man muss hinterfragen, warum es zu so einer Saison gekommen ist. Der Stachel sitzt tief, doch jetzt gilt es sachlich zu analysieren. Wenn man nur an der Oberfläche kratzt, wird man den Kern des Problems nicht finden."

Vastic trat im Winter überraschend die Nachfolge von Karl Daxbacher an, schaffte es aber nicht, die damals viertplatzierten Wiener nach vorne zu bringen. Nicht nur die fehlenden positiven Resultate, auch das defensiv angelegte Spielsystem des ehemaligen Offensivkünstlers sorgten bei den Fans bald für Unmut - "Vastic raus"-Sprechchöre waren in den vergangenen Wochen bei jedem Austria-Match zu hören.

Nach der Niederlage gegen Sturm Graz war wohl auch Vastic selbst bewusst, was die Stunde geschlagen hat. "Mir ist klar, dass wir die Ziele nicht erreicht haben. Ich weiß, dass mein Vertrag aus ist, will den Dingen aber nicht vorgreifen."

Kurz vor seinem wahrscheinlichen Abschied vom Wiener Verteilerkreis bekam Vastic noch einmal Unterstützung von einem Spieler, mit dem die Zusammenarbeit im Frühjahr nicht immer reibungslos abgelaufen war. "Er hat versucht, das Beste für die Mannschaft herauszuholen. Nur zu sagen, Vastic ist schuld, ist nicht richtig. Auch wir Spieler sind auf dem Platz gestanden. Alle haben ihren Anteil dazu beigetragen, dass wir es nicht geschafft haben", betonte Roland Linz.

Zuletzt wurde Franco Foda als Vastic-Nachfolger gehandelt. Der hat aber laut deutschen Medien gute Karten auf einen Trainerposten beim deutschen Bundesliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern.

Schöttel: "Wir waren hinten stabil"

Im Gegensatz zur Austria darf Erzrivale Rapid auf eine zufriedenstellende Bundesliga-Saison zurückblicken. Durch den 2:0-Heimsieg zum Abschluss gegen Wacker Innsbruck wurde Rang zwei mit sieben Punkten Vorsprung auf die Admira eingefahren, auf Meister Red Bull Salzburg fehlten letztlich sechs Zähler.

"Wir stehen zurecht auf dem zweiten Platz. Die Mannschaft hat in dem erwartet schwierigen Jahr die optimale Endplatzierung herausgeholt. Wermutstropfen ist nur, dass wir den Rückstand in den zwei Frühjahrsspielen gegen Salzburg aufgerissen haben. Da haben auch Schiedsrichter-Entscheidungen eine Rolle gespielt", meinte Trainer Peter Schöttel.

Im kommenden Spieljahr will der Ex-Teamspieler seine Truppe näher an Salzburg heranführen. "Wir wissen, dass im Spielaufbau noch viel Arbeit auf uns wartet. Aber wir waren hinten stabil (Anm.: Rapid kassierte gemeinsam mit Salzburg die wenigsten Gegentore) und für jeden Gegner ein unangenehmer Kontrahent", bilanzierte Schöttel.

Der 45-Jährige kündigte an, im Sommer fünf bis sechs neue Spieler in den Kader aufzunehmen. Teilweise sollen die Neuen von den eigenen Amateuren kommen, teilweise von anderen Clubs. Priorität hat die Suche nach einem Innenverteidiger - Michael Madl vom SC Wiener Neustadt ist ein Kandidat - und einem Stürmer. "Wir sind mit Spielern im In- und Ausland im Gespräch, können aber noch keinen Vollzug melden."

Eine Rückkehr von Ümit Korkmaz, der so wie die Ex-Rapidler Veli Kavlak, Tanju Kayhan und Erwin Hoffer gegen Wacker im Hanappi-Stadion saß und ablösefrei zu haben wäre, kann sich Schöttel nicht vorstellen. Der Frankfurt-Spieler würde wohl nicht ins Gehaltsschema der Hütteldorfer passen. (APA, 18. Mai 2012)