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Heimo Scheuch, Vorstandschef beim Weltmarktführer Wienerberger - vom Ziegelproduzenten zum Systemanbieter für die Bauwirtschaft.

Foto: APA/Hochmuth

Seine Partei sei die Wienerberger, sagt Vorstandschef Heimo Scheuch. Wenn er etwas verändern möchte, dann gehe er das offensiv an und verbreite keine negativen Energien rund um das Thema. Entsprechend knapp seine Antwort auf die laufende Anstandsdiskussion im Land: "Wer keinen Anstand hat, muss sehr viel darüber reden."

Die erdige Klarheit scheint dem gebürtigen Oberkärntner (1966) - sprachlich hat er das Lokalkolorit behalten - einfach mitgegeben zu sein: Über Werte im Unternehmen hält er keine Vorträge, sondern versieht sie mit pragmatischer Selbstverständlichkeit. Wer mit so vielen Ethnien, in so vielen verschiedenen Kulturen arbeite, der brauche grundlegend eine respektvolle Haltung: "Ich verlange von den Führungskräften eine Feinfühligkeit", so Scheuch. Nicht als Ersatz für interkulturelle Trainings (die gibt es natürlich), sondern als Haltung.

Er selbst hat keinen Darstellungszwang, er sei auch kein "Society-Mensch" , entsprechend erzählt er über Privates lediglich, dass er sein Leben genieße. Auftritte gibt's wenige, nur etwa beim traditionellen Wienerberger Brick Award.

13.000 Mitarbeiter, 232 Fabriken

Im Job habe er sich ein Umfeld mit "tollen Leuten" geschaffen, "auch viele junge, die schnell sind und viel fordern". Im Management des Konzerns mit derzeit fast 13.000 Mitarbeitern und weltweit 232 Fabriken hat er viel umgebaut - auch am Geschäftsmodell ordentlich gedreht: Vom ziegelproduzierenden Industrieunternehmen ist der Weg zum Anbieter von Systemlösungen beschritten, derzeit mit der Übernahme des Rohr-Joint-Ventures Pipelife, wodurch das konjunkturabhängige Neubaugeschäft ein Stück in Richtung Renovierung, Sanierung gedreht wird. Damit werde auch der Konzernumsatz (2011 rund zwei Mrd. Euro) auf fast drei Mrd. anwachsen. Immerhin, es gibt auch neue Mitbewerber: Holz, Beton und Glas etwa.

Leichter werde es für das Management nicht, so Scheuch zum Umfeld. Im Vorjahr konnte Wienerberger wieder schwarze Zahlen vorlegen, er gehe auch heuer von Gewinn aus, allerdings: "Die Visibilität ist zu gering für längere Prognosen." Er sehe in manchen Ländern drei Monate, in anderen drei Wochen voraus. "Change" im Sinne von Anpassung sei nicht abzuschließen, erklärte er auch am Freitag der Vorwoche den Aktionären bei der Hauptversammlung. Aber: Schließungen und grobe Veränderungen an den Standorten könne er auf absehbare Zeit ausschließen. Sich innovativ zu erneuern, neu zu erfinden werde aber nie wieder "erspart" bleiben. Wie er das angeht? Im Gespräch mit Kollegen. Wenn er allein über Innovation rede, dann bringe das ja wenig, lacht er. Dass man offen und ehrlich ist in seinem Umfeld, sei eine Kulturfrage: Das müsse der CEO vorleben und sich nicht in einer Glasbox abschotten. "Mir macht das einfach großen Spaß", sagt Scheuch sehr glaubwürdig. Dass Geld nicht unwichtig sei, gibt er unumwunden zu und zeigt sich gleichzeitig " konsterniert" über Forderungen nach gesetzlicher Limitierung von Managergagen in Österreich.

In einer Reihe steht er mit Firmen, die Technikerinnen brauchen und kaum welche finden, und mit jenen, die unter der geringen Liquidität an der heimischen Börse leiden. Ungewöhnlich sein ausgesprochenes Commitment: " Ich bin stolz darauf, für so ein schönes Unternehmen zu arbeiten." (Karin Bauer, DER STANDARD, 19./20.5.2012)