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Schiedsrichter Stark bei der Verhandlung des DFB-Sportgerichts neben Herta-Präsident Gegenbauer (Mitte) und Manager Preetz.

Foto: APA/EPA/Dedert

Frankfurt/Main - Schiedsrichter Wolfgang Stark hat vier Tage nach dem turbulenten Relegationsrückspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC (2:2) schwere Vorwürfe gegen einige Berliner Profis erhoben. Der FIFA-Referee berichtete in seiner Aussage während der Verhandlung vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) von Jagdszenen und einer neuen Dimension der Respektlosigkeit.

"Der Spieler Lewan Kobiaschwili hat mit ausgestreckter Faust in meine Richtung geschlagen. Ich habe mich weggeduckt, bin dann am Hinterkopf getroffen worden. Einzig das Treppengeländer verhinderte einen Sturz, und das wären fünf bis sechs Meter gewesen", sagte der 42-Jährige, der am Freitag in Frankfurt als wichtigster Zeuge zur Klärung des Berliner Einspruchs gegen die Spielwertung aussagte.

Er sei aber zusätzlich von Christian Lell "aufs Schärfste attackiert und am Arm gepackt worden", sagte Stark. "Die Beleidigung, die dabei gefallen ist, war: Du feiges Schwein!" Auf dem Weg zur Schiedsrichterkabine seien die Unparteiischen dann von weiteren Hertha-Spielern abgefangen worden. André Mijatovic habe ihn als "Wichser" bezeichnet.

Die Berliner hätten schließlich "die Kabine stürmen" wollen. "Wir mussten die Türen immer wieder zudrücken. Ich konnte Mijatovic und Kraft (Torhüter Thomas Kraft, d. Red.) erkennen. Ich hatte Angst und war den Tränen nahe und musste mir auf die Lippen beißen. So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte der Schiedsrichter.

Stark erklärte zudem, entgegen der Darstellung des Berliner Managers Michael Preetz habe die Polizei "keinen Druck" auf ihn ausgeübt, das Spiel fortzusetzen, um eine Eskalation zu verhindern.

Polizei bestätigt Anzeige

"Wir können bestätigen, dass uns eine Anzeige wegen Körperverletzung vorliegt", sagte der Düsseldorfer Polizei-Pressesprecher Michael Baum. Namen und Details gab er allerdings nicht bekannt. Nach Kobiaschwilis angeblichem Schlag hatte Stark in der Kabine vom Düsseldorfer Mannschaftsarzt wegen eines Hämatoms am Kopf behandelt werden müssen.

"Zu den Vorwürfen, die da im Raum stehen, kann ich aktuell nichts sagen, weil bei uns noch nichts vorliegt", hatte Hertha-Manager Preetz am Donnerstag erklärt, nachdem erste Meldungen über einen tätlichen Angriff bekannt geworden waren.

Das Rückspiel zwischen Düsseldorf und Berlin hatte nach einem Platzsturm feiernder Fortuna-Anhänger kurz vor Schluss unterbrochen werden müssen und konnte erst nach längerer Pause zu Ende gebracht werden. Die sportlich abgestiegene Hertha verlangt wegen der Vorfälle nun eine Neuaustragung.

Entscheidung unter Zeitdruck vertagt

Vor Gericht geht das Skandalspiel jedenfalls in die Verlängerung. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vertagte am Freitagabend das Urteil nach einer knapp siebenstündigen Verhandlung auf Montag (15.00 Uhr). Der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz sprach von einem "ungeheuren Zeitdruck" angesichts der Tatsache, dass die Bundesliga-Saison eigentlich längst abgeschlossen ist.

Das Verfahren könnte sich noch in die ganze nächste Woche hineinziehen: Beide Clubs können nach einem Urteil in erster Instanz noch vor das DFB-Bundesgericht ziehen. (sid/APA/red, 18.5 2012)