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Die nächste "Mini-Sonnenfinsternis" dank der Venus findet am 6. Juni 2012 statt, die übernächste am 11. Dezember 2117.

Foto: APA/EPA/OLIVIER MATTHYS

London/Wien - Wer nicht vom seltenen Schauspiel weiß, bekommt es nicht mit. Und Spätaufsteher ohnehin nicht. Zum Sonnenaufgang am 6. Juni wird unser Nachbarplanet Venus vor der Sonnenscheibe vorbeiziehen und unser Zentralgestirn für einige Stunden um ein Tausendstel verdunkeln. Wer sich rare Phänomen diesmal entgehen lässt, wird es wohl nie mehr zu Gesicht bekommen: Der nächste Venustransit wird nämlich erst am 11. Dezember 2117 stattfinden.

Zwar überrundet Venus die Erde regelmäßig. Da jedoch die Umlaufbahnen beider Planeten leicht gegeneinander gekippt sind, zieht die Venus am irdischen Himmel fast immer nördlich oder südlich an der Sonnenscheibe vorbei. Nur wenn sich das Überholmanöver zufällig gerade am Kreuzungspunkt beider Bahnebenen stattfindet, schiebt sich die Venus vor die Sonne.

Der Venustransit ist freilich mehr als ein Himmelsspektakel für die interessierte Allgemeinheit. Er kann auch der modernen Forschung nützen, wie Jay Pasachoff von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in einem Kommentar im Fachblatt "Nature" schreibt.

Planeten-Transite sind nämlich eine der Methoden, mit denen Astronomen heute nach fernen Planeten anderer Sterne suchen. Spezialsatelliten spähen nach der ganz leichten Abdunklung von Sternen, die durch solch einen Transit entsteht. Mit dem Venusdurchgang biete sich die einmalige Chance, einen solchen Transit aus der Nähe zu betrachten. Das sei diesmal besonders hilfreich, da unsere Sonne zurzeit eine aktive Phase mit vielen Sonnenflecken durchlaufe. So lasse sich überprüfen, wie vorbeiziehende Exoplaneten von Sonnenflecken unterscheidbar sind. (tasch, dpa/DER STANDARD, 19./20.5. 2012)