Madrid - Spaniens Regierung steht nach Einschätzung von Ökonomen vor einer Vertrauenskrise. Die Bekanntgabe, dass das Staatsdefizit im vergangenen Jahr noch höher als ursprünglich behauptet ausgefallen sei, verschärfe die Probleme, urteilten mehrere Volkswirte am Samstag. "Dies ist ein riesiges Desaster ... und ein ernsthafter Schlag für Spaniens Kreditwürdigkeit", fasste Antonio Cabrales von der Madrider Universität Carlos III zusammen. Es würde ihn nicht überraschen, wenn am Montag die Risikoaufschläge wieder steigen würden.

Spaniens Finanzministerium hatte am Freitagabend mitgeteilt, dass das Staatsdefizit im vergangenen Jahr bei 8,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) lag und nicht wie bisher angegeben bei 8,5 Prozent. Die Regierung führte die Anpassung auf neue Haushaltszahlen aus den autonomen Regionen Valencia, Madrid und Castilla y Leon zurück.

Ein Sprecher der Europäischen Kommission kündigte am Samstag an, dass das europäische Statistikamt Eurostat plane, in den kommenden Wochen eine technische Mission nach Madrid zu schicken, um den Berechnungen des spanischen Pendants auf den Grund zu gehen. (APA, 19.5.2012)